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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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A.G.R.: Ladenbauten und ein Café von Karl Bertsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0529

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433


Entwurf Karl Bertsch, Mitarbeiter August Dietterle
Laden Olivier in Dresden
Ausführung Deutsche Werkstätten A.G., Hellerau-Dresden-Berlin-München

LADENBAUTEN UND EIN CAFE VON KARL BERTSCH

Der Laden Olivier für Kaffee, Tee, Liköre usw. befindet
sich in einem alten schmalen Hause an der Seestraße in
Dresden. Die Straßenfassade ist kurz, der Raum niedrig und
sehr klein. So war die Hauptaufgabe beim Umbau, den Raum
möglichst auszunutzen und die Schaufensterfront zu erweitern.
Aus diesem Grunde wurde der Hauseingang rückverlegt; die
dadurch entstehende Wand konnte bis zur Eingangstür aus Glas
gestaltet werden. So wurde Raum für die Auslagen und gleich-
zeitig Licht für den Laden erzielt. Das Haupt-Warenlager ist im
Laden in teilweis verglasten Regalen untergebracht, die sämtlich
Innenbeleuchtung haben. Dabei wurde auf die Gliederung der
Fächer eine besondere Betonung gelegt. Der in die Regalwand
eingebaute große Teeschrank ist von außen mit einer außerordent-
lich reizvoll gestalteten, phantasiereichen Intarsie von Tommi Par-
zinger verziert worden.
Ähnliche Raumverhältnisse Jagen beim Laden der Deut-
schen Werkstätten in Berlin am Kurfürstendamm vor. Auch
hier ist die Straßenfront die Schmalseite des Ladens. Es mußten
möglichst viel Tageslicht und vielerlei Auslagemöglichkeiten beim
Ausbau erzielt werden. Das runde, hohe Fenster mit der in der
oberen Rundung eingebauten beleuchteten Schrift beherrscht schon
von weitem den Kurfürstendamm. Das Fenster reicht bis an den
Fußboden des Ladens, wodurch eine beliebige Tiefe der Auslage
ermöglicht wird. Für das Kunstgewerbe und vor allem für Glas-
gegenständesind zu beiden Seiten des Fensters Vitrinen eingebaut,
die nicht nur zur Straße, sondern auch zum Schaufenster offen sind.
Sie verbreitern die Sehfläche und geben den kleinen ausgestellten
Gegenständen eine größere Wirkung. Da dieser Laden in der

Hauptsache dem Verkauf von Stoffen und kunstgewerblichen
Gegenständen dient, mußte beim Innenausbau dem Charakter
dieser Gegenstände Rechnung getragen werden. Die rechte Längs-
wand enthält Fächer für Stoffe. Davor befindet sich ein langer
Ladentisch zum Vorlegen. Die gegenüberliegende Längswand,
an die jeder Kunde herantreten kann, hat erleuchtete Glasregale
zur Auslage für Gläser und kunstgewerbliche Gegenstände. Die
rückseitige Schmalwand wird durch Schränke für Seidenstoffe
und andere wertvolle Gegenstände ausgenutzt. Besonders her-
vorzuheben ist bei diesem Laden die Farbenkomposition. Die
Wände und Regale sind in elfenbeinfarbenem Schleiflack mit
Nußbaum, die verhältnismäßig hohe Decke ist vom dunkelsten
Braun bis zum hellsten Rosa abgetönt. Der Fußboden ist mit
mausgrauem Velour ausgelegt.
Der Cafe-Pavillon wurde in den Ringanlagen hinter dem
Museum in Leipzig anläßlich der Internationalen Buchkunst-Aus-
stellung 1927 errichtet. Dieser binnen 6 Wochen ausgeführte Bau
ruht auf einem Fundament aus roten Waldauer Ziegeln. Er ist
in Holzkonstruktion hergestellt und von innen und von außen
mit Sperrplatten bekleidet. Der Hauptraum hat einen Durch-
messer von ca. 23 m und ist vollkommen unterkellert. Die Innen-
ausschmückung ist dem Zweck des Pavillons angepaßt. Decke
und Wände sind aus gelbem Schleiflack mit Silber und durch
silbern gerahmte, schmale Spiegel aufgeteilt. Das auf dem Fuß-
boden ausgelegte Linoleum ist dunkelgrau mit hellen Diagonal-
streifen. In der Mitte des Raumes ist eine Tanzfläche aus 3 cm
starkem Rohglas, das von unten erleuchtet wird.
AG. 7?.
 
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