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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Hoffmann, Klaus: Das Münchner Löwenbräu am Hamburger Hauptbahnhof
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0623

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Friedr. R. Ostermeyer, Hamburg. Restaurant im Altonaer Stadttheater

»AS MtNCHNKR LÖWENBRÄU AM HAMBUKGEE
HAUPTBAHNHOF

Von Architekt Klaus Hoffmann, Hamburg. Aufnahmen von Gebr. Dransfeld, Hamburg

Stimmung muß es haben, wie der Bayer sagt, so ein Bierlokal,
einerlei ob in Hamburg oder in München. Nur keine falschen
Ambitionen in der Richtung „f e i n bürgerliches Restaurant“, nein,
behäbig und handfest muß hier die Losung sein. Das „Gut-
bürgerliche“, das der Wirt braucht, stellt sich ganz von selbst
ein, wenn beim Innenausbau schönes, gepflegtes Material in un-
gekünstelter Form verwendet wird.
Die Planung beginnt mit der Platzbestimmung für das Büfett; in
diesem Falle sind Speisenausgabe und
Bierschänke zusammen in einen nischen-
artigen Raumteil gelegt. Speiseaufzüge
stellen die Verbindung zu der im Unter-
geschoß gelegenen Küche her, senk-
recht unter der Bierzapfstelle desBüfetts
liegt der Bierkeller, damit die Röhrchen-
leitung der Bierdruckmaschine vom Faß
zur Zapfstelle möglichst kurz ist.
Ein modernes Restaurantbüfett ist
ein recht kompliziertes Mixtum com-
positum mit allerhand Raffiniertheiten.
Seine Anordnung wird sich für den
gegebenen Fall sicherlich immer nur
dann im jahrelangen Betrieb praktisch
bewähren, wenn hier Wirt und Archi-
tekt im engen Einvernehmen bis in
alle Einzelheiten gemeinsam planen
und die Herstellung überwachen.
Ein wichtiges Kapitel sind Licht und
Luft. Jede Fenster- und Oberlichtfläche
ist bis zum Äußersten für die Belich-
tung durch Tageslicht auszunützen. Im
„Münchner Löwenbräu“ wurde dadurch,
obgleich es sich um einen Einbau in
einen an sich ungünstig belichteten

Raum handelte, erreicht, daß man um die Zeit des Mittagessens
im ganzen Lokal ohne elektrische Beleuchtung auskommt. So wenig
wie möglich Vorhänge an die Fenster, das ist die sehr berechtigte
Forderung, am liebsten gar keine, was sich leider bei Umbauten
nicht immer machen läßt, wenn ungünstige Fensterformen einer
Milderung durch leichte Stoffe bedürfen.
Eine wirksame künstliche Durchlüftungsanlage ist heute in
einem gut eingerichteten Lokal eine Selbstverständlichkeit, oder
sollte es wenigstens sein. Immerhin er-
fordert es in den meisten Fällen einiges
Kopfzerbrechen, wie die Lufteintritts-
und Luftabzugsöffnungen gerade bei
Einbauten in ältere Gebäude so ange-
ordnet werden können, daß die Luft-
bewegung nicht störend empfunden
wird. „Kellner, hier zieht’s!“—wenn
dieser ominöse Ruf ertönt, dann ist
der Architekt.der Sündenbock, denn mit
unseren heutigen technischen Hilfsmit-
teln kann in jedem Falle eine störungs-
freie Luftzirkulation geschaffen werden.
Für die dekorative Gestaltung gaben
ein willkommenesMotiv vier regellos den
Raum durchschneidende Stützpfeiler,
die, auf quadratischen Durchschnitt ge-
bracht, mit bunten Keramikplatten in
Braunrot, Weiß, Blau und Gold ver-
kleidet wurden. Diese farbige Keramik
ist in Gegensatz zu den schlichten, aber
kräftig aufgeteilten Eichenholzflächen
der Wände gestellt und bestimmt zu-
sammen mit dem blanken Messing der
Kronleuchter die Wirkung des Raumes.
K. H.

BAMNHOF5PLATZ


Das Münchner Löwenbräu in Hamburg 1: 400
 
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