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Monro, Alexander
Bemerkungen über die Struktur und Verrichtungen des Nervensystems: Aus dem Englischen übersetzt nebst einigen Anmerkungen und Zusätzen. Mit dreyzehn Kupfertafeln — Leipzig, 1787

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https://doi.org/10.11588/diglit.8048#0077

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der Wirkungen der Muskeln. 69
man sodann eine mit einem sehr kleinen Loche durchstochene Karte zischen das Auge und die Schrift legt,
so kann man nunmehr die Buchstaben wieder deutlich sehen.
Ich habe schon vor langer Zeit bcy einer Art Vögel, nämlich dem Papagey, bemerkt, daß
die Gcmüthsbewegungen dieses Thieres auf die Erweiterung oder Verengerung seiner Pupille einen
Einfluß hakten, der nicht von der Wirkung des Lichts auf das Auge abhieng.
2) Wird plözlich ein Schall erreget, so bewegen sich nicht nur die äußern Ohren eines vier-
füßigen Thieres, sondern man hat auch mit vieler Wahrscheinlichkeit angenommen, daß die inner-
lichen Muskeln des Ohrs zu gleicher Zeit wirken.
z) Ein starker Reiz der Nase erreget ein Niesen; ein starker Reiz des Schlundes oder Ma-
gens, ein Erbrechen; und ein Reiz der innern Haut der Lunge verursacht einen Husten; wird der
Mastdarm oder die schwangere Gebärmutter gereizet, so ziehen sich die Bauchmuskeln stark und ge-
schwind zusammen. Jede dieser Wirkungen ist zusammengesezt, jedoch aber regelmäßig.
4) Durch das gewöhnliche Athemholen wird die Bewegung des Bluts in den Lungen und
eine gehörige Veränderung der Lust hervorgebracht. Die Art und Weise des AkhemholenS aber ver-
ändert sich nach Beschaffenheit der Eigenschaft oder Menge des Bluts oder der Lust, die sich innerhalb
der Lungen befindet.
;) Durch den Reiz der äußerlichen Zeugungötheile wird bey den Mannspersonen der Saamen
ausgclceret, und bey den Weibspersonen umfassen dadurch die Fallopischen Röhren die Eyerstöcke.
6) Soll die Harnblase ausgeleeret werden, so wird durch die Zusammenzichung deö Zwerch-
fells und der Bauchmuskeln zuerst ein Druck aus dieselbe gemacht, und sodann der Urin, durcheilte
stäte lind gleichförmige Zusammenziehung der muskulösen Haut der Harnblase fortgetrieben.
7) Kömmt eine gesunde Nahrung in den Magen und Darmkanal, so gerathen diese Theile
in ordentliche und gleichförmige Bewegungen, welche man peristaltische und antiperistaltische Bewe-
gungen zu nennen pflegt.
g) Wird aber, anstatt guter und gewöhnlicher Nahrungsmittel, eine schädliche Substanz in
den Magen gebracht, so gewinnt die ankiperistaltische Bewegung über die peristaltische die Oberhand,
und es wird die erstere durch die entfernten Muskeln unterstützt, welche eine solche Lage haben, daß sie
den Magen zusammendrücken können, und sodann erfolgt eilt Erbrechen. Ist hingegen die schädliche
Materie in dem Grimmdarm oder Mastdarm befindlich, wohin sie entweder von obenher gekommen,
oder von unten durch den Hintern eingesprizt worden ist: so wird die peristaltische Bewegung sehr ver-
mehret, und die besagte Substanz unterwärts abgeführet.
Wir finden bey den wiederkäuenden Thicren, zum Beyspiel bey der Kuh, nicht nur eine zu-
sammengesezte Struktur und Wirkung der vier Mägen, sondern cö leidet auch diese Wirkling eine
Verschiedenheit in Ansehung der Art des Futters oder der Veränderungen, welche dasselbe erfahren hat.
Die mit Graö gefütterte Kuh kauet wieder; allein bey dem Kalbe habe ich, so lange eö säuget, kein
Wiederkauen beobachtet. Indessen kann man doch, wegen der Menge von Milch, die das Kalb
saugt, nicht zweifeln, daß bey ihm der erste Magen zu einem Behältnis für die Milch dienet. Bey
der Kuh hingegen gehet das rohe Graö aus dem Maul in den ersten Magen, von da wird eö bey dem
 
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