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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 9.1913

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Seidlitz, Woldemar von: Museumsvereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.73730#0056

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v. Seidlitz, Museumsvereine.

welche die Mittel der Museen zurzeit nicht ausreichten und die für eine Übernahme
zu geeignetem Zeitpunkt bereitgehalten wurden.
Der erste Erwerbungsbericht, der 1896 von W. Büxenstein, als Handschrift
gedruckt, in klein Quartformat erschien, bezog sich auf die Jahre 1894 und 95. Er
brachte in Lichtdruck den Etienne Chevalier von Fouquet sowie das Brustbild eines
alten Mannes von Memling, ferner drei weitere Erwerbungen, darunter ein glasiertes
Madonnenrelief von Luca della Robbia, in Netzätzung. Es konnten dazu aufgeführt
werden zwei italienische Bronzen, ein Stuckrelief aus der Schule Donatellos, etwa
zwanzig Plaketten, die zweidrittel lebensgroße Statue eines französischen Königs,
wahrscheinlich von der Kathedrale von Rouen, sowie Geschenke von Herren, die
dem Verein nahestehen, ohne ihm jedoch anzugehören. Die große Kunst der ver-
gangenen Zeiten bildete somit ausschließlich das Ziel der Erwerbungen; und diesen
ernsten Charakter hat der Verein auch weiterhin durchaus bewahrt.
In der Form des Vorschusses wurden in den späteren Jahren u. a. das weibliche
Bildnis von 1543 in der Art des Joos van Clef (für etwa 45 000 M.); die Sammlung
Thiem und Carpaccios Aufbahrung Christi; das weibliche Bildnis von Van der
Weyden und der große Tiroler Flügelaltar von einem Nachfolger Pachers; zwei
Bildnisse Neuchatels und eine Predella von Fiesole (letztere drei zusammen für etwa
191 000 M.). Eiserner Fonds 1912: 250 000 M.
Nach den Jahresberichten für 1906/07, 1907/08 und 1908/09 wurden für eigene
Erwerbungen des Vereins jährlich zwischen 50- und 59 000 M. ausgegeben, also etwas
mehr als die gewöhnlichen Jahresbeiträge betrugen. In dem Bericht für 1906/07
finden wir (in Netzätzungen) u. a. nachgebildet: Tiepolos Skizze zur Kreuzschleppung,
Guardis Markusplatz, ein schwäbisches Altärchen mit der Sippe Christi von etwa
1520, außerdem verschiedene Plastiken; 1907/08: Pesellinos Beweinung Christi am
Kreuz, Scorels Stifterbildnis und wiederum Plastiken; 1908/09: Potters Stier usw.
8. Unmittelbar darauf, im Jahre 1897, entstand die Gesellschaft der »Amis
du Louvre« in Paris, die im Gegensätze zu Berlin auf durchaus demokratischer
Grundlage aufgebaut war, indem der Jahresbeitrag nur 25 Fr. beträgt und durch
eine einmalige Zahlung von 500 Fr. abgelöst werden kann. Daneben gibt es einige'
»Stifter«, die 50 000 Fr. einmalig spenden. Dank einer sehr geschickten Propaganda,
die durch den Gründer des Vereins, den ausgezeichneten Sammler Reymond Koechlin,
geleitet wird, und vielfachen Vergünstigungen, die für die Mitglieder erwirkt wurden,
hat sich die Zahl der Teilnehmer zurzeit (1912) bereits auf über 3000 erhoben, so
daß sie mit der des New Yorker Vereins (1.) Schritt hält. 1909, als der Verein etwa
2500 Mitglieder zählte, betrugen seine Einnahmen über 49 000 Fr. jährlich.
R. Koechlin, der jetzige Vorsitzende, der die Seele des Vereins ist und, obwohl
ohne irgend etwas mit der Verwaltung des Louvre zu tun zu haben, eine Wirksamkeit
ähnlich derjenigen Bodes in Berlin entfaltet, hat während der ersten fünfzehn Jahre
die Stelle des Generalsekretärs ausgefüllt, mit Hilfe der Direktoren des Louvre den
 
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