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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 9.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.73730#0139

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LITERATUR.

I. BÜCHER UND SCHRIFTEN, MEIST
ÜBER UND AUS MUSEEN.
Römische Forschungen, herausgegeben von der
Bibliotheca Hertziana II.
Paul Gustav Hübner: Le Statue di Roma. Grund-
lagen für eine Geschichte der antiken Monumente
in der Renaissance. Band I. Quellen und Samm-
lungen. — Leipzig. Klinkhardt u. Biermann 1912.
— 125 S., 14 Taf. m. Abb.
So anspruchslos der Titel klingen könnte, das Buch
von Hübner hält, was es verspricht, und der Wert
einer solchen Arbeit für die genaue Umschreibung
des Antiken-Einflusses auf die Blüteepoche Italiens
liegt so klar zutage, daß eine Erörterung über ihre
Notwendigkeit überflüssig erscheint. — Fast alle
bisherige Literatur zu diesem Thema befaßte sich
nur mit der Provenienz einzelner Stücke oder gab
im Zusammenhang der Kunst- und Kulturgeschichte
beliebig gewählte Notizen, gleichsam als Beispiele
einer bekannten Tatsache. Hübner hingegen »ver-
folgt die Antikengeschichte als Selbstzweck« und
hat möglichste Vollständigkeit an Hand der bis heute
bekannten Quellen angestrebt — und erreicht. Ihr
zuliebe schloß er nicht mit der eigentlichen Hoch-
renaissance, sondern hat bis etwa 1580 ausgeholt.
Er erörtert zunächst die literarischen Überlieferungen,
dann die Stiche und Zeichnungen una untersucht
die Bedeutung jeder als Urkunde zum Thema. Der
zweite Teil behandelt die Sammlungen des Quattro-
und Cinquecento, ihr Werden, Wachsen und Ver-
gehen und gibt knappe, inhaltvolle Übersichten der
nachweisbaren Bestände. Diese werden dem Ar-
chäologen und dem Kunsthistoriker in ihrer klaren
Übersichtlichkeit die besten Dienste leisten; während
die historische Darstellung der Renaissance-Samm-
lungen manches enthält, was den modernen Mu-
seumsbeamten und Sammler unmittelbar interes-
siert:

Schon vor der Gründung des ersten öffentlichen
Museums, der Kapitol-Sammlung, durch Innocenz
VIII. (1471), besaß mancher Palast der ewigen Stadt
antike Bildwerke. Zu Anfang des Cinquecento
nennt Albertini mehr als zwanzig; um 1550 weist
Aldrovandi, dem wir die nichtigsten Nachrichten
verdanken, in Rom mehr als 2000 Gegenstände des
Altertums nach. Noch wichtiger erscheint, daß
sich bereits im Lauf des 16. Jahrhunderts eine Zen-
tralisation des Kunstbesitzes erkennen läßt. Die
kleineren Sammlungen gehen ein oder verlieren an
Bedeutung, während in andern eine bemerkenswerte
Anhäufung von wichtigen Stücken zutage tritt.
In älterer Zeit waren manche Familien durch ge-
legentliche Funde auf eigenem Boden zu Liebhabern
oder mindestens Bewahrern antiker Kunst geworden;
daneben aber tritt verhältnismäßig rasch bei ein-
zelnen ein zielbewußtes Sammeln. Die Päpste ver-
suchten ihre Familien auch auf diesem Gebiet zu
bereichern, und endlich gestatteten es die wirtschaft-
lichen Verhältnisse mehr und mehr nur noch den
reichen Amateuren, die steigenden Preise für alte
Kunst zu zahlen. Damals begann auch der gewerbs-
mäßige Handel, bei dem die Restauratoren oft Mittels-
personen waren; daneben werden — freilich viel
seltener —- auch Künstler, wie Giulio Romano,
als solche genannt.
Durch Heemskerks Zeichnungen kennt man das
Aussehen der Statuenhöfe aus jener Zeit. Bei
einigen scheinen die kostbaren Besitztümer ziemlich
wahllos am Boden zu liegen, oder sie sind an Säulen
und Wände gelehnt, so in der Loggia des Palazzo
Madama und in dem unbekannten Statuengarten
Taf. III. Bei andern ward schon in der architek-
tonischen Anlage auf eine schöne Unterbringung
der Statuen und Reliefs Rücksicht genommen, wie
in den Palästen Sassi, Valle-Capranica und in der
Villa Madama. Besonderes Interesse verdient end-
lich die Zeichnung Franciscos de Hollanda, die den
 
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