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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 9.1913

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Heyn, Konrad: Kunstsammlungen und Vermögenssteuer
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Freyer, Gerschom Kurt: EIn Wandermuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.73730#0169

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Freyer, Ein Wandermuseum.

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Sammlungsgegenstände mit Gewinn weiter veräußern. Es wird dies stets eine Frage
des einzelnen Falls bleiben, wobei aber für die Annahme der Steuerpflicht nicht etwa
Voraussetzung ist, daß der zur Versteuerung Heranzuziehende einen nach außen hin
kenntlich gemachten Handel treibt, eine Firma führt oder ein Geschäftslokal besitzt.
Solche Fälle werden jedoch immer die Ausnahme bilden; im übrigen aber
steht es jedem Sammler frei, einzelne Gegenstände abzugeben, und es kann ihm hier-
bei nicht angesonnen werden, sich mit einem Preise zu begnügen, der dem Zeitwerte
der zu veräußernden Sache nicht entspricht.
Selbstverständlich unterliegt der aus einem solchen Verkaufe erzielte Erlös
der Ergänzungssteuer wie jedes andere Kapital, und zwar auch dann, wenn ihn der
Sammler wiederum für Ankäufe von Sammlungsgegenständen bestimmt hat, sofern
er nur zu dem für die Steuerveranlagung maßgebenden Zeitpunkt noch vorhanden
war.

EIN WANDERMUSEUM.
VON
KURT FREYER.
Die Kunstgewerbemuseen des zwanzigsten Jahrhunderts werden sich von denen
des neunzehnten vor allem durch eine Eigenschaft unterscheiden: durch ihre
größere Aktivität. Es wird ihnen nicht mehr genügen, Bewahrungsstätten alter,
erwiesener Werke zu sein, sondern sie werden auch selbst neue Werte schaffen wollen.
Das kündigt sich heute schon darin an, daß diese Museen nicht mehr so sehr die kultur-
historische oder historische Bedeutung, sondern in erster Linie die Schönheit und
technische Vollkommenheit der Dinge betonen und dadurch der gegenwärtigen
Produktion Vorbild und Anregung bieten. Aber man erkennt noch zu wenig an, daß
diese Wirkung wie auch die Geschmacksbildung des Publikums noch mehr durch
gute moderne Werke erreicht werden kann, als durch jene alten, deren Wesen lebendig
zu erfassen nicht leicht gelingt. Man ist noch mit der Aufnahme moderner Werke
in unsere Kunstgewerbemuseen viel zu zaghaft, obgleich doch selbst Irrtümer bei
diesen verhältnismäßig nicht kostspieligen Werken leicht wieder gut zu machen wären.
Dagegen wäre die autoritative Betonung, die solche Werke durch Ausstellung im
Museum erhalten, vom größten Nutzen. Auch die wissenschaftliche Bedeutung
werden nur die leugnen, die eine Erkenntnis vom Wesen künstlerischer Gestaltung
immer nur an alten Werken zu gewinnen hoffen.
Um mit ganzer Kraft nur diese der Gegenwart und Zukunft dienenden Ziele
zu erreichen, die Hebung der künstlerischen Produktion, die Geschmacksbildung
des Volkes, die Erkenntnis der schöpferischen Kräfte unserer Zeit, ist ein Museum
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