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Deutscher Museumsbund [Mitarb.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 9.1913

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Pazaurek, Gustav E.: Die Technik des Plakatsammelns
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https://doi.org/10.11588/diglit.73730#0124

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Pazaurek, Die Technik des Plakatsammelns.

DIE TECHNIK DES PLAKATSAMMELNS.
VORSCHLÄGE VON
GUSTAV E. PAZAUREK-STUTTGART.
Das moderne und wohl in erster Reihe das moderne deutsche Plakat
ist eine der interessantesten und charakteristischsten Kunstäußerungen unserer
Zeit. Ähnlich wie auf einem ganz andern kunstgewerblichen Gebiete, nämlich wie
bei der Plaquette, von Frankreich inspiriert, haben sich die deutschen Arbeiten recht
bald von ihren tonangebenden Vorbildern zu emanzipieren gewußt und längst voll-
ständig eigene Wege eingeschlagen, ihre eigenen Vorzüge, die denen ihrer Anreger
sicherlich nicht nachstehen, herausgebildet, ja in gewissem Sinne unter folgerichtiger
Durcharbeitung des Zweckgedankens ihren originellen Materialstil erst geschaffen.
Aber während die deutsche Plakette der Gegenwart auf gute Vorbilder der Antike
und der Renaissance zurückgreifen konnte, gab es für das Plakat keine alten Bei-
spiele, da das moderne Reklamebedürfnis früheren Perioden ebenso unbekannt war,
wie die hauptsächlichsten Vervielfältigungsarten, nämlich der Steindruck oder gar
der Linoleumschnitt. Um so wichtiger werden unsere Plakate für die Zukunft werden;
ja man wird dereinst unsere Zeit nicht einmal ganz verstehen können, wenn man
diese Schöpfungen nicht vor Augen haben wird.
Und trotzdem wir Wert und Bedeutung schon heute mit Sicherheit voraus-
sagen können, wird es doch nur wenige Stätten geben, die unseren Nachkommen die
volle, unmittelbare Wirkung unserer Plakate werden vermitteln können. Zwei sehr
bedeutende, aber leider nicht zu ändernde Nachteile dezimieren selbst die
größten Auflagen auch der besten Blätter in entsetzlicher Weise: zuerst liegt es in
der Bestimmung des Plakates selbst, nur der Aktualität zu dienen; nach einigen Mona-
ten im günstigsten Falle, nicht selten aber schon nach wenigen Tagen ist auch das
wertvollste Kunstblatt an den Straßenecken oder Reklamesäulen mit einem aktuelleren
überklebt, also vernichtet, so daß nur die Ausnahme, hauptsächlich jene Plakate, die
ihre unmittelbare Bestimmung verfehlt haben, als verschwindende Reste übrigbleiben.
Aber auch bei diesen ist •— zweitens — • das Material so wenig widerstandsfähig, daß
selbst die meisten aufbewahrten Papierplakate, die an künstlerischer Qualität die ge-
wöhnlichen emaillierten Blechplakate oder gar die entsetzlichen Gipsplakate berghoch
überragen, auf die Dauer nicht vor empfindlichen Schäden geschützt werden können.
Und dazu kommt als drittes Moment die mit dem meist großen Format zusammen-
hängende Unhandlichkeit, die ein systematisches Sammeln selbst unseren Museen,
geschweige denn Privaten, geradezu zur größten Qual macht. Zum Unterschiede
von Plaquetten und Medaillen, deren Sammeln von Alters her als das Bequemste"
angesehen worden ist und höchstens noch von dem Zusammentragen von Gemmen,
 
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