Hugo Eberhardt.
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empor, in einer ruhigen Fenstergliederung, um große breite Dächer zu tragen.
Das Dach ist aus seiner Verkümmerung erlöst und den neudeutschen Bauten
wieder fruchtbar gemacht. Wie ruht es schwer und groß auf den Mauern und
bleibt in seiner Gestaltung das nach oben geworfene Spiegelbild des Grund-
risses. So ist es mit dem Charakter des Bauwerks zusammengebunden. In
seiner Silhouette, in dem groß empfundenen, strengen und doch wieder malerisch
freundlichen Gefüge der Baumassen bleibt es ein vorbildliches Meisterwerk.
Das Schulhaus ist heute für den Architekten eines der wichtigsten sozialen
Probleme, bei dem er Schönheit und hygienische Zweckmäßigkeit zusammen-
bringen soll und dem Straßenbild einen großen Ton geben kann. Ein anderes,
auf das sich die literarische Auseinandersetzung und die künstlerischen Versuche
geworfen haben, ist das moderne Landhaus. England ist das künstlerische,
aber auch das kulturelle und bodenpolitische Vorbild und Ideal. Das was
Eberhardt darin geleistet hat, schließt sich dem Besten an, was in unserer
verjüngten bürgerlichen Architektur geschaffen wurde.
Die Abbildungen zeigen auch hier die eigene Form, die von Trivialitäten frei
bleibt und doch zugleich typisch sein könnte für das, was es darstellt. Ganz
vollendet ist in diesem Sinn das „Haus Berberich", das Landhaus, in den
breiten Garten gelagert und mit Baum und Rasen und Boden zu einer Einheit
geschaffen. Eine warme, großräumige Behaglichkeit, ein reiches und selbst-
bewußtes, gesichertes Bürgertum: davon redet dies Haus. Das pyramiden-
förmige Dach sitzt wie eine Haube auf dem mäßig hohen Würfel, der in dem
Materialwechsel von Quadern, Verputz und Schindelwerk die Lagerhaftigkeit
dieser Architektur zeigt. Was diesem Haus zu besonderem Schmuck gereicht,
ist die kluge Verwendung der Fenster, die aus der schematischen Reihenfolge
zur einheitlichen Lichtquelle für die Zimmer zusammengerafft sind. Das kommt
dem Innern zugute; denn die Stube hat einheitliche Stimmung und der Charakter
der Möbel leidet nicht unter zerstreutem Licht. Aber gleichzeitig dient es der
Flächenordnung des Außenbildes; was ist schöner, als die um die Ecke der
zwei Vorbauten im Winkel gestellten fünfgeteilten Fenster. Und blühende
Blumen davor! Im Hause Pielenz kommen ähnliche Grundsätze zur Durch-
führung. Das Haus Berberich hat einen besonders interessanten und klugen
Grundriß. Die Diele, die fast etwas zu programmatisch dem modernen Haus
vorgeschrieben wird, ist so gelegt, daß sie als schöner und brauchbarer Wohn-
raum die Türen der Zimmer in sich münden läßt, aber von der Treppe und
den Wirtschaftsräumen getrennt bleibt. Der Architekt hat hier auch den Innen-
raum mit Behaglichkeit und Takt gebildet.
Das Haus Plappert steht gleichfalls in einem Garten. Es ist in der Giebel-
seite ganz geschindelt; der hohe Giebel, der eine sehr schöne und sichere Linien-
begrenzung hat, gibt dem Bau einen freundlichen, fast ländlichen Ausdruck.
Er hat nicht die große Gelassenheit des Berberichschen Hauses; im Dach, in
den Fensterrahmen, in den Lucken und Mansarden steckt eine liebenswürdige
Munterkeit. Hier soll man beachten, wie ganz organisch die schwere Terrasse,
die das Haus auf den Hügel setzt, mit dem unteren Stockwerk verbunden ist:
durch die Umgürtung der Ecken und die Einbuchtung der Giebelseite.
Das Haus Pielenz steht in der Häuserflucht, als Eckhaus einer Villenstraße
mit Vorgärten, die leicht den Hügel hinaufsteigt. Dem Aufwärts der Straße
begegnet als Gegengewicht ein ungeheuer großes und durch sein Hervortreten
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empor, in einer ruhigen Fenstergliederung, um große breite Dächer zu tragen.
Das Dach ist aus seiner Verkümmerung erlöst und den neudeutschen Bauten
wieder fruchtbar gemacht. Wie ruht es schwer und groß auf den Mauern und
bleibt in seiner Gestaltung das nach oben geworfene Spiegelbild des Grund-
risses. So ist es mit dem Charakter des Bauwerks zusammengebunden. In
seiner Silhouette, in dem groß empfundenen, strengen und doch wieder malerisch
freundlichen Gefüge der Baumassen bleibt es ein vorbildliches Meisterwerk.
Das Schulhaus ist heute für den Architekten eines der wichtigsten sozialen
Probleme, bei dem er Schönheit und hygienische Zweckmäßigkeit zusammen-
bringen soll und dem Straßenbild einen großen Ton geben kann. Ein anderes,
auf das sich die literarische Auseinandersetzung und die künstlerischen Versuche
geworfen haben, ist das moderne Landhaus. England ist das künstlerische,
aber auch das kulturelle und bodenpolitische Vorbild und Ideal. Das was
Eberhardt darin geleistet hat, schließt sich dem Besten an, was in unserer
verjüngten bürgerlichen Architektur geschaffen wurde.
Die Abbildungen zeigen auch hier die eigene Form, die von Trivialitäten frei
bleibt und doch zugleich typisch sein könnte für das, was es darstellt. Ganz
vollendet ist in diesem Sinn das „Haus Berberich", das Landhaus, in den
breiten Garten gelagert und mit Baum und Rasen und Boden zu einer Einheit
geschaffen. Eine warme, großräumige Behaglichkeit, ein reiches und selbst-
bewußtes, gesichertes Bürgertum: davon redet dies Haus. Das pyramiden-
förmige Dach sitzt wie eine Haube auf dem mäßig hohen Würfel, der in dem
Materialwechsel von Quadern, Verputz und Schindelwerk die Lagerhaftigkeit
dieser Architektur zeigt. Was diesem Haus zu besonderem Schmuck gereicht,
ist die kluge Verwendung der Fenster, die aus der schematischen Reihenfolge
zur einheitlichen Lichtquelle für die Zimmer zusammengerafft sind. Das kommt
dem Innern zugute; denn die Stube hat einheitliche Stimmung und der Charakter
der Möbel leidet nicht unter zerstreutem Licht. Aber gleichzeitig dient es der
Flächenordnung des Außenbildes; was ist schöner, als die um die Ecke der
zwei Vorbauten im Winkel gestellten fünfgeteilten Fenster. Und blühende
Blumen davor! Im Hause Pielenz kommen ähnliche Grundsätze zur Durch-
führung. Das Haus Berberich hat einen besonders interessanten und klugen
Grundriß. Die Diele, die fast etwas zu programmatisch dem modernen Haus
vorgeschrieben wird, ist so gelegt, daß sie als schöner und brauchbarer Wohn-
raum die Türen der Zimmer in sich münden läßt, aber von der Treppe und
den Wirtschaftsräumen getrennt bleibt. Der Architekt hat hier auch den Innen-
raum mit Behaglichkeit und Takt gebildet.
Das Haus Plappert steht gleichfalls in einem Garten. Es ist in der Giebel-
seite ganz geschindelt; der hohe Giebel, der eine sehr schöne und sichere Linien-
begrenzung hat, gibt dem Bau einen freundlichen, fast ländlichen Ausdruck.
Er hat nicht die große Gelassenheit des Berberichschen Hauses; im Dach, in
den Fensterrahmen, in den Lucken und Mansarden steckt eine liebenswürdige
Munterkeit. Hier soll man beachten, wie ganz organisch die schwere Terrasse,
die das Haus auf den Hügel setzt, mit dem unteren Stockwerk verbunden ist:
durch die Umgürtung der Ecken und die Einbuchtung der Giebelseite.
Das Haus Pielenz steht in der Häuserflucht, als Eckhaus einer Villenstraße
mit Vorgärten, die leicht den Hügel hinaufsteigt. Dem Aufwärts der Straße
begegnet als Gegengewicht ein ungeheuer großes und durch sein Hervortreten