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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 45.1918-1921(1921)

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Zedler, Gottfried: Die Bleidenstädter Traditionen
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5. Roths Versuche, die Echtheit der Bleidenstädter Traditionen zu erweisen
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6. Die Entstehung der Bleidenstädter Traditionen und Bodmanns Verhältnis zu ihnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.60615#0380

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Die Bleidenstädter Traditionen

Schunk gekommen, der es nicht verwendet habe. Jedenfalls sei durch das
Auffindender S chunk’sehen Abschrift Schott mit Bodmann als Urheber der
Rentenverzeichnisse entlastet; jeder Verdacht der Fälschung sei beseitigt. Man
könne trotzdem vielleicht aus dem Fehlen der Urkunden in Schunks Hand-
schrift auf ihre Unechtheit schliessen und die Echtheitserklärung der Urkunden
von Fall zu Fall beanspruchen. „Allein“, so schliesst Roth seine mysteriösen
Mitteilungen, „sind die Rentenverzeichnisse echt, so sind es auch die Urkunden,
deren Angaben auf den Rentenverzeichnissen beruhen und sich gegenseitig decken.
Mir scheint nun jeder Angriff abgeschlagen und die Echtheit der Texte unbe-
anstandet.“
Das Urteil über diesen neuesten Versuch Roths, die Bleidenstädter
Traditionen zu retten, kann ich denen, die meiner Untersuchung dieser Urkunden
gefolgt und auch aus der ihr voraufgehenden Prüfung der Rheingauer Geschichts-
quellen bereits mit ähnlichen wunderbaren Entdeckungen desselben Verfassers
(vgl. oben besonders S. 74, 264 u. 301) bekannt geworden sind, ohne jedes
weitere Wort überlassen.
Man sollte es nicht für möglich halten, dass selbst in einer Fachzeitschrift,
wie es die „Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens“
sind, kürzlich (Bd. 38, N. F. 7, 1917, S. 18—40) Roths „Beiträge zur älteren
Besitzgeschichte der Abtei Bleidenstadt“ Platz finden konnten. Der Verfasser
wagt es hier, seine in der Nassovia zuerst veröffentlichten Ansichten noch ein-
mal aufzutischen und ihnen dann einen Abdruck der beiden umfangreichen
gefälschten Schott’sehen Rentenverzeichnisse folgen zu lassen, gerade als ob
wir an dem Abdruck dieser unsauberen Machwerke bei Will und Sauer nicht
mehr als genug hätten. In den unter dem Text beigefügten Noten werden die
Ortsnamen ohne alle Berücksichtigung unverdächtiger Urkunden skrupellos
erklärt und natürlich auch Dinge vorgebracht, die längst widerlegt sind. So
wird S. 29, 33 u. 36 Rode als ein ausgegangener Vorort Wiesbadens bezeichnet,
trotzdem in den Nass. Annalen 31, 198 dies, wie Roth sehr wohl weiss, von
dem damaligen besten Kenner der Wiesbadener Ortsgeschichte, Friedrich
Otto, bereits längst als Irrtum nachgewiesen worden ist.
6. Die Entstehung1 der Bleidenstädter Traditionen und Bodmanns
Verhältnis zu ihnen.
Die Bleidenstädter Traditionen sind der Hauptsache nach enthalten in
dem Urkundenbuch zu Schotts Geschichte des Rheingräflichen Hauses. Sauer
(Cod. dipl. Nass. S. XXI ff.) war daher der Ansicht, dass es das Verdienst
Schotts sei, sie uns erhalten zu jiaben, und dass Bodmann, wo er daraus
Mitteilungen mache, überall aus Schotts Urkundenbuch schöpfe. Dieser trüge
mithin auch allein die Verantwortung für die in diesen Traditionen durchgeführte
weitreichende Verfälschung der nassauischen Landesgeschichte. Dem aber steht
schon entgegen, dass Bodmann, wie wir gesehen haben, die Schott’schen
Fälschungen durch eigene Zutaten vermehrt hat. Immerhin bleibt die Frage
zu beantworten, ob Bodmann, der Schotts Geschichte des Rheingräflichen
Hauses im Jahre 1805 für 100 Imperialen kaufte (Wibel N. A. 29, 662) und
 
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