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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Nosbisch, Werner: Die neue Wohnung und ihr Innenausbau: der neuzeitliche Haushalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0180

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die Möglichkeit einer überfichtlichen Schau von den lebensgroßen Häufern
angefangen bis zum kleinften Gebrauchsgegenftand der Haushaltyng (Ab-
bildung 1). Eine befondere Plan- und Modellausftellung war rings um die
Gruppe der Mufterbauten angeordnet. Hier zeigten führende, freie Architek-
ten Deutfchlands und des Auslands wie Gropius, Taut, Rading, Le Corbufier
und P. Jeanneret, Schufter-Wien fowie neuzeitlich eingeteilte Stadtverwaltun-
gen Projekte und Bilder von geplanten und ausgeführten Wohn- und Sied-
lungsbauten. Ein einheitlicher Gedanke ging durch alle hier gezeigten Löfungen
ftädtebaulicher Geftaltung. Klarer Formwille, abgewandt allem Elektizismus
und falfch verftandener Romantik, gepaart mit fozialem Empfinden führte zur
Errichtung diefer Wohnungsbauten.

Die Stadt Frankfurt hatte neben reichlichem Bildmaterial und Modellen der
neuen ftädtifchen Siedlungen ein komplettes Typenhaus im neuen Frankfurter
Montageverfahren des Stadtbaurats May errichtet, um an diefem Mufterhaus
fowohl den neueften Wohnungstyp als auch die Platfenbauweife mit allen
Konftruktionseinzelheiten fowie die Einrichtung eines folchen Klein-Eigenhei-
mes zu zeigen (Abbildung 2). Bei diefem Typenhaus find in weitgehendster
Weife normierte Bauteile verwandt. Türen, Fenfter, Befchläge, eiferne Türrah-
men, Öfen, werden nach den veröffentlichten Normenblättern des Hochbau-
amtes in grofjen Serien hergeftellt (Abbildung 3 u.4). Das Material der Ausftat-
tung ift befondersfolide gewählt, um eine fchnelle Abnütjung und Wertvermin-
derung der Wohnung zu verhindern und allen modernen hygienifchen und
fozialen Anfprüchen gerecht zu werden. Die Fufjböden find mit Linoleum be-
legt, Küche und Badezimmer find mit Beplattung verfehen, die Treppen mit
eichenen Trittftufen ausgeftaftet. Die glatten inneren Sperrholztüren verhindern
Staubabfetjung, das breitgelagerte Verbundfenfter mit dem vorliegenden
Blumenbrett gibt dem Wohnraum ein wohnliches und freundliches Gepräge
(Abbildung 5 und 6). Die Beleuchtungskörper find von einfacher, fchöner
Zweckform und lichftechnifch einwandfrei geftaltet.

Die Grundrirjanordnung ift folgendermaßen: Das Erdgefchofj befteht aus ge-
räumigem Flur mitTreppenaufgang, einem großem Wohnraum von rund 25 qm
Grundfläche und der Arbeifsküche (Frankfurter Normalküche), im Oberge-
fchofj aus Elternfchlafzimmer, 2 Kinderfchlafzimmern, Bad und Klofet (Abbil-
dung 7). Die Zimmereinrichtungen nach Entwürfen von Architekt Kramer paffen
fich der Zweckbeffimmung des Haufes an: einfache, billige aber folide und
gutgeftaltete Möbel, follen, ebenfalls in Serien hergeftellt, auch für Minder-
bemittelte erfchwinglich fein (Abbildung 5 u. 6). Die Kinderfchlafzimmer find
zur befferen Ausnutzung der Räume mit Klappbetten und übereinander ge-
ffellten Betten ausgeftaftet. Keine Wafchtifche in den Schlafzimmern beengen
den Raum, vielmehr ift die gefamte Wafcheinrichfung ins Badezimmer verlegt,
wodurch die Hausarbeit wefentlich vereinfacht wird.

Das Haus ift in 26 Tagen erbaut und bezugsfertig eingerichtet worden, über

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Bild 2: ANSICHT DES PLATTENHAUSES
 
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