a_aE5WBlMjlLiHaaMHfli konzertierenden Künftlers kaum mehr Lebenskraft hat; fie verfuchen durch
y praktifche Arbeit inmitten der Aufnehmenden unmittelbare Berührung mit der
„w+i^j^L Mm Gefamtheit zu erlangen (es ift kein Zufall, dafj die ficherfte und bedeutungf-
[ mr ^k^^ vollfteBegabung, Paul Hindemith, in ftändigem Kontakt mit dem ganzen Körper
l der Mufikkunft aufgewachsen ift, felbft ausübend als Orcheftermitglied ebenfo
wie als Kammermufikfpieler und dafj Hindemith fich als erfter der Jüngeren
der Mufikantengildenbewegung eifrig fördernd gegenüber geftellt hat).
1"^^^ ^^t^mwE&m Durch die Niederfchrift mechanifcher Mufikwerke fetten die Komponiffen dem
„Geftaltungswillen", den Wiedergabegewohnheiten des „Interpreten" ihr
Bild 20- primitive Saiteninstrumente Werk in einer technifch vollendeten, klaren Form entgegen ; diefe beginnen
zu ahnen, dafj z. B. das reizvollfte, geheimnisreichfte Inftrument, das Orchefter,
als lebendiger Organismus nicht durch fchöne Werkauslegungen erfchöpft
werden kann, fondern dafj die Entwicklung und Vollendung diefes idealen
Kunftmiftels erft begonnen werden mufj: dafj fachlich ftengfter Ernft in der
technifch vollendeten klaren Wiedergabe eines Werkes und fortwährendes
Studium und Steigern der vorhandenen unbegrenzten Möglichkeiten diefes
Inftrumentes wichtiger find als Interpretenlaunen und -Genialitäten. Das Selbft-
bewufjtfein eines fo in feinen Wefensqualitäten erkannten und geftärkten
Orchefters würde fich andererfeits nicht mehr Dirigenten unterordnen, deren
allgemeine mufikalifche Fähigkeifen die der einzelnen Mufiker kaum über-
ragen.
Die Inftitutionen der Mufiklehre fpiegeln heut deutlich den Willen
wieder, als Ausdruck einer organifchen Gefamtheit zu gelten. Zielen fie in
der Form der Inftitute für Kirchen- und Schulmufik auf die Heranbildung eines
mm^mmmm^^mmmmmmmm^tKmmM hochqualifizierten Lehrernachwuchfes ab, der durch Schule und Kirche
unmittelbar auf das Volksganze wirken foll, fo ftrebt der neugefchaffene Typ
der Mufikhochfchule nach einer deutlich erkennbaren Bindung der bedeut-
_ ■ famften, für fich ifolierten Künftlerperfönlichkeiten an das öffentliche Leben
mLM und nach der Heranbildung eines neu bewufjfen verantwortungsvollen K ü n ft-
I \ I e r n a ch w u ch f e s.
H Dies wäre in groben und lückenhaften Zügen die gegenwärtige Situation
jj^^ Ojt der Mufik; aber nicht die Einzelheiten find entfcheidend, fondern die aus
A jAm\ ÜH^^ I ihnen erkennbare Sehnfucht nach einem neuen Lebens- und Kunftgefamt-
\ t fSj W bewufjfein, mit anderen Worten nach einer neuen grofjen Mufikkunst, nach
^■MlH I einem neuen großen Gemeinfchaftsleben. Dafj dies durch äufjere Mittel
i , ■ nicht zu befchaffen ift, wiffen wir und ebenfo, dafj es nur infolge neuer Be-
J^0mmmm\ ^^^^m^^^^m wufjtfeinstatfachen des Menfchen entfteht. Wenn wir aber dennoch fo heifj
darum ringen, fei es vorerft nur in Form einer Reinigung und kritifch prü-
mV - - I. y~y . ■ fenden Erneuerung unferer Kunft, fo beweift das, wie nahe wir fchon vor der
I Erfüllung ftehen. Denn immer war das Gefetj der Entwicklung fo, dafj Ent-
'•-^mm*9^^^^^^ ■•*~:.~^^^mmm artung einer Zeit fchon die kommenden neuen Lebensformen verborgen in
Bild 21: saiteninstrumente fich trug.
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y praktifche Arbeit inmitten der Aufnehmenden unmittelbare Berührung mit der
„w+i^j^L Mm Gefamtheit zu erlangen (es ift kein Zufall, dafj die ficherfte und bedeutungf-
[ mr ^k^^ vollfteBegabung, Paul Hindemith, in ftändigem Kontakt mit dem ganzen Körper
l der Mufikkunft aufgewachsen ift, felbft ausübend als Orcheftermitglied ebenfo
wie als Kammermufikfpieler und dafj Hindemith fich als erfter der Jüngeren
der Mufikantengildenbewegung eifrig fördernd gegenüber geftellt hat).
1"^^^ ^^t^mwE&m Durch die Niederfchrift mechanifcher Mufikwerke fetten die Komponiffen dem
„Geftaltungswillen", den Wiedergabegewohnheiten des „Interpreten" ihr
Bild 20- primitive Saiteninstrumente Werk in einer technifch vollendeten, klaren Form entgegen ; diefe beginnen
zu ahnen, dafj z. B. das reizvollfte, geheimnisreichfte Inftrument, das Orchefter,
als lebendiger Organismus nicht durch fchöne Werkauslegungen erfchöpft
werden kann, fondern dafj die Entwicklung und Vollendung diefes idealen
Kunftmiftels erft begonnen werden mufj: dafj fachlich ftengfter Ernft in der
technifch vollendeten klaren Wiedergabe eines Werkes und fortwährendes
Studium und Steigern der vorhandenen unbegrenzten Möglichkeiten diefes
Inftrumentes wichtiger find als Interpretenlaunen und -Genialitäten. Das Selbft-
bewufjtfein eines fo in feinen Wefensqualitäten erkannten und geftärkten
Orchefters würde fich andererfeits nicht mehr Dirigenten unterordnen, deren
allgemeine mufikalifche Fähigkeifen die der einzelnen Mufiker kaum über-
ragen.
Die Inftitutionen der Mufiklehre fpiegeln heut deutlich den Willen
wieder, als Ausdruck einer organifchen Gefamtheit zu gelten. Zielen fie in
der Form der Inftitute für Kirchen- und Schulmufik auf die Heranbildung eines
mm^mmmm^^mmmmmmmm^tKmmM hochqualifizierten Lehrernachwuchfes ab, der durch Schule und Kirche
unmittelbar auf das Volksganze wirken foll, fo ftrebt der neugefchaffene Typ
der Mufikhochfchule nach einer deutlich erkennbaren Bindung der bedeut-
_ ■ famften, für fich ifolierten Künftlerperfönlichkeiten an das öffentliche Leben
mLM und nach der Heranbildung eines neu bewufjfen verantwortungsvollen K ü n ft-
I \ I e r n a ch w u ch f e s.
H Dies wäre in groben und lückenhaften Zügen die gegenwärtige Situation
jj^^ Ojt der Mufik; aber nicht die Einzelheiten find entfcheidend, fondern die aus
A jAm\ ÜH^^ I ihnen erkennbare Sehnfucht nach einem neuen Lebens- und Kunftgefamt-
\ t fSj W bewufjfein, mit anderen Worten nach einer neuen grofjen Mufikkunst, nach
^■MlH I einem neuen großen Gemeinfchaftsleben. Dafj dies durch äufjere Mittel
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J^0mmmm\ ^^^^m^^^^m wufjtfeinstatfachen des Menfchen entfteht. Wenn wir aber dennoch fo heifj
darum ringen, fei es vorerft nur in Form einer Reinigung und kritifch prü-
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I Erfüllung ftehen. Denn immer war das Gefetj der Entwicklung fo, dafj Ent-
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Bild 21: saiteninstrumente fich trug.
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