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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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May, Ernst: Das flache Dach
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0213

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noch nicht die Sehnfucht der Maffen, die fich fiegreich in der neuen Baukunft
aller Länder Bahn bricht, nach einer Architekturgeftaltung, die nichts mehr
verhüllt, nichts mehr vortäufcht, fondern den Baukörper als urwefentliche Ver-
körperung der Ipezififchen Bauaufgabe auffafjt, die es gerade zu löfen gilt.
Leider hat der Kampf „Flachdach oder Steildach" vielfach Formen angenommen,
die die Grenzen der Sachlichkeit weit überfchreiten. Die Verfechter des Steil-
daches gehen dabei foweit, diefe Form, die zweifellos in mancherlei Hinficht
organifch mit den neuen Problemftellungen lebendiger Baukunft verbunden
ift, in ftarker Übertreibung des Tatfächlichen mit moderner Architektur über-
haupt zu verwechfeln und mit jenem auch diefe insgefamt abzulehnen. Flug-
fchriften, die Intereffen dienen, ernfte und heitere Schmähfchriften werden ver-
breitet und eine angefehene Architekturzeitfehriff fcheut fich nicht, die Photo-
graphie eines frifch verputjten Baues abzubilden, um den Lefer glauben zu
machen, die Feuchtigkeitsflecke feien mangelhafter Konftruktion des Flach-
daches zuzufchreiben! Solche Vorgänge find geeignet Fachleute und Laien
irrezuführen, deshalb habe ich führende Architekten Deutfchlands und des
Auslandes, Techniker, Wiffenfchaftler und Mediziner zur Mitarbeit aufge-
rufen, um einer breiteren Öffentlichkeit nachzuweisen, dafj das Problem des
flachen Daches kein Problem mehr ift, dafj wir vielmehr eine grofje Zahl von
Dachtechniken befitjen, die bei fachgemäßer Anwendung vollauf den For-
derungen genügen, die in wärmetechnifcher und dichtungstechnifcher Hin-
ficht an eine einwandfreie Dachhaut beim Flachdache zu ftellen find. Zweifel-
los gibt es auch mangelhafte Konftruktionen, die von der Verwendung aus-
fcheiden follten. Es wird Aufgabe der im Aufblühen begriffenen jungen
Bauwiffenfchaft fein, die Kennzeichnung des Minderwertigen und die Er-
forfchung und Förderung des Reifen in die Wege zu leiten. Die in diefem
Hefte veröffentlichten Arbeiten follen aber über das rein technifche Problem
hinaus vor allem auch die geiftigen Grundlagen für die Verwendung des
flachen Daches abhandeln.

Die beigefügte Tabelle gibt eine überficht der Techniken, die beim Hoch-
bauamte Frankfurt a. M. teils geprüft, teils in erheblichem Umfange bereits
angewendet wurden. Grundfätjlich fei zu diefer Aufteilung bemerkt, dafj
die Frage der Wärmeifolierung bei der Konftruktion von Flachdächern heute
keinerlei Schwierigkeiten mehr bereitet. Die Aufbringung einer Torf- oder
Korkfchicht fichert einen Wärmefchutj, der den einer Normalziegelmauer noch
erheblich übertrifft. Während die Ausführung hölzerner Dachkonftruktionen
feit langer Zeit bekannt ift, bedarf die Verwendung von Betondächern forg-
fältigfter Berückfichtigung der Gefahren, die in einer Ausdehnung des Ma-
terials bei ftarken Temperaturdifferenzen gelegen find. Dehnungsfugen müffen
in genügender Zahl und am richtigen Orte vorgefehen werden, um Riffe-
bildungen zu verhindern. Die direkte Aufbringung von Dachpaften auf die
Betonhaut ift folange auszufchliefjen, als noch Spuren von Feuchtigkeit in der

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