Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

DOI article:
Oud, J. J. P.: Das flache Dach in Holland
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0252

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
amt Den Haag

fchränkung, dafj das flache Dach unter gewiffen Vorausfetjungen doch annehm-
bar erfchiene. Damit ift aber fchon genügend gefagt gegen die Bedenken
aus äfthetifchen Gründen im allgemeinen.

Wie fteht es nun mit den konduktiven Einwänden? Läfjt (ich ein Dach mit
Ziegeln beffer herftellen als ein flaches Dach?

Ich kenne die Verhältnifle in Deutfchland nicht genügend, um den Ver-
gleich mit deutfchen Beifpielen durchzuführen. Was dagegen Holland be-
trifft, fo kann ich nur die Feffftellung machen, dafj man auch bei uns in der
Übergangszeit — das flache Dach hat in Holland heute Bürgerrecht! — immer
wieder als Axiom aufftellfe, dafj das Ziegeldach die einwandfreiere Be-
deckung fei, die es überhaupt gäbe, während das flache Dach diefem kon-
duktiven Phänomen gegenüber immer blofj Nachfeile aufzuweifen vermöchte, bild 40^ Siedlung Scheveningen, stadtbau»
Ähnliches erlebten wir dann fpäter bei den erften Wohnungsbauten in Beton:
das Backfteinhaus war das vollendete Wunder der Technik, dem gegenüber
jede Unzulänglichkeit des Betonbaues ins Taufendfache vergröbert wurde.
Ich weif), dafj man im allgemeinen in Deutfchland beffer konftruiert als in
Holland, dennoch ift es mir bei wiederholten Befuchen und Reifen in Deutfch-
land nicht entgangen, dafj die heute von den Widerfachern des flachen
Daches und des Betonbaues fo hoch gepriefenen überlieferten Bauweifen
auch ihre Achillesferfe haben. Ich erinnere mich eines Befuches in einer
deutfchen Schule (Backftein und fchräges Dach), wo die Innenfeite der Mauer
nicht weniger nafj war, als dies oft bei derartigen Bauten in Holland der Fall
ift. Ich habe nicht vergeffen, dafj ich vor Jahren in Berlin in der Luitpoldftrafje
Häufer beobachtete (mit Steildächern und Aufjenputj) und mich wunderte,
dafj nicht täglich Unglücksfälle fehlimmfter Art vorkamen, weil der Pufj — und
zwar ganze Gefimfe auf einmal! — in beängftigender Weife abbröckelte. Ich
nehme an, nicht das fchräge Dach war hier fchuld, fondern die Qualität des
Putjes; follten die Gegner desflachen Daches hieraus aber nicht die Lehre ziehen,
dafj man mit jeder Beurteilung einer Konftruktion fehr vorfichtig fein mufj und
dafj man in edem Falle zunächft nach der Qualität fragen follte? Ebenfo wie
beim Backfteinbau und beim Ziegeldach ift auch beim Betonbau und beim
flachen Dach Qualität alles! Vergleiche zu ziehen, ohne die Qualität der
verfchiedenen Ausführungen zu berückfichfigen, ift völlig abwegig. Es fteht
aufjer Frage, dafj vielfach fehr fchlechte flache Dächer hergeftellt worden
find: dies kann aus Mangel an Erfahrung oder aus Oberflächlichkeit gefchehen
fein oder, weil zu billige Ausführungsarten gewählt wurden. Für die Beurtei-
lung des flachen Daches ift dies ebenfo wenig entfeheidend, wie mangelhafte
Ausführung vonZiegeldächern für deren Beurteilung entfeheidend ift. Bei einem
fchlechtausgeführfenZiegeldachedringenRegenundSchneeein und wehen die
Ziegel im Sturm weg: das fchräge Dach ift aber, wenn richtig konftruiert,felbftver-
ftändlich ohne diefe Mängel herzuftellen. Auch das flache Dach ift tadellos her-

fi II Di ff J l ■ Li- C l i ff I_-U BILD 41: MITTELSCHULE, Architekt W. M.Dudok

zultellen: betonmallivaecke, unten richtig porös gegen bchwitzwallerbildung, Hiiverfum.Dach:3fach Holzzement mit Schalung

190
 
Annotationen