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Niedzica Seminar <2, 1985, Niedzica>; Zawadzka, Ewa [Hrsg.]
Portret typu sarmackiego w wieku XVII w Polsce, Czechach, na Słowacji i na Wȩgrzech — Niedzica seminars, Band 2: Kraków: Muzeum Narodowe w Krakowie, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47077#0181

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Enikö D. Buzasi
Budapest

Ungarische Totenbildnisse des
17. Jahrhunderts. (Zur Frage des geistigen
Hintergrundes des Manierismus in Ungarn.)

Der zahlenmässig wenige, ans ikonographischen und ästhetischen Gesichtspunkten
jedoch spezifische Charakterzüge aufweisende Zweig der ungarländischen Porträtmalerei
des 17. Jhs. ist die Totenbildnis-Malerei. Die Monographie Von K. Garas und die ge-
schichtliche Analyse der Kunsgattung Von A. Pigler, die in den Vorangehenden Jahrzehn-
ten erschienen sind, haben die ungarländischen Beispiele der Totenbildnisse nebst
erörtert den Verwandten Kunstgattungen (Epitaphien, Totenwappen und-Fahnen), die
sich an den Totenkult des 17. Jhs. anknüpfen 1. Sie haben die Rolle und Aufgabe die ser
Bilder in erster Linie in der Verewigung der Gesichtszüge des Toten festgelegt. Die
künstlerisch anspruchsvollere und inhaltlich mehr zusammengesetzte Lösung der To-
tenbildnisse sowie der Umstand, dass ihre Erscheinung und weitere Verbreitung in
Ungarn innerhalb einer engen sozialen Auftraggeber-Schicht zu beobachten ist, hat
uns Veranlasst, die geistige Orientation der Auftraggeber und gleichzeitig die religiösen,
politischen und kulturellen Erscheinungen der Jahrhundertswende des 16—17. Jhs.
als Ausgangspunkt zu betrachten 2.
Die frühesten Stücke dieser Kunstgattung sind im ersten Jarzehnt des 17 Jhs. er-
schienen. Die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts geschaffenen, bekannten Totenbil-
dnisse stellen die Mitglieder der miteinander verwandten Familien Thurzó und Illeshäzy,
der höchst angesehenen Adelsfamilien Nord-Ungarns dar. Es werden also auch solch
Adeligen — mit Ausnahme Von einem — dargestellt, die mit diesen zwei Familien i*.
enger offizielen oder freundschaftlichen Beziehung standen. Alle waren Lutheraner,
einer von ihnen, György Thurzó (Abb. 88) war einer der ergebensten ungarländischen
Anhänger des orthodoxen Wittemberger Zweiges dieser Religion. Die Bilder wurden
auf Grund der Bestellung der Familie gemalt, und sie wurden in der Familienkapelle
beziehungsweise in der auch zur Grabkapelle dienenden Patronatskirche untergebracht.
Sie haben einen bestimmten Kompositionstyp, wobei im allgemeinen die ganz figurige
Darstellung charakteristisch ist: der Tote wird auf der Bahre oder im Sarg liegend
dargestellt, der Vornehmheit und dem Rang kommt eine wichtige Rolle zu, die durch
Aufschriften, Wappen, und attributmässige Beilagen noch mehr betont werden.
Die Dargestellten und Besteller dieser Bildnisse waren bedeutende Persönlichkeiten
des zeitgenössischen politischen und geistigen Lebens Von Ungarn, die sich teils durch

12 — Seminaria Niedzickie, t. II

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