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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0250
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Besondere Schicksale.

(Sattler, Herzoge 2 Beil. 114). Die Balinger erklärten, sie
seien bereit sich zu ergeben, jedoch nnr unter der Bedingnng,
daß man die Bnrger ^mit Leib, Gnt nnd Proviant gegen Nie-
mand brauche^, diese Bedingung schlug Ulrich ab nnd zog aus
Balingen los, das sich ihm am Nachmittag des 1. März nach
knrzer Beschießnng als erste wiedergemonnene Stadt ergeben
mußte. Die österreichische Regiernng hatte zwar dem Rudolf
von Ehingen besohlen, die Besatznng der Stadt zn verstürken,
allein das letzterem mitgegebene Fußvolk weigerte sich bei Oster-
dingen rveiter zu marschiren und mit der Reiterei allein wagte
er es nicht nach der Stadt zu ziehen (Steinhoser 4, 936.
Sattler, Topogr. 222.) Anch der Trnchseß Georg von Wald-
burg, welcher von Tuttlingen aus dem Herzoge gesolgt war und
am 28. Febrnar bei Thieringen lagerte, zog zwar am 1. März
in der Frühe die Lochenstaige herab, verrannte mit der Reiterei
zwischen Weilheim nnd Waldstetten einem erst ansgerichteten
Fähnlein von 200 Schwarzwäldern und Heganern den Weg
gegen das nahe Lager des Herzogs und tödtete ihnen 133 Mann,
indeß sein Verlust nnr 15 Pserde betrug, allein den Herzog
selbst anzugreisen sühlte er sich nicht kräftig genug nnd zog sich
sogleich nach Ebingen. Ulrich ließ in Balingen sein schweres
Geschütz znrück, brachte znm Ersatz für die paar Tausend
Schweizer, die beim Ausmarsch von hier abtrünnig wnrden,
schnell aus der Wehrmannschaft des Amtes ein Fähnlein zu-
sammen, welchem er den Jakob Dachtler zum Hauptmann gab,
und zog am 4. d. M. weiter (Steinhoser 4, 937). Er hatte
übrigens keinen Erfolg, mußte sein Heil in der Flucht suchen
und konnte selbst sein schweres Geschütz nicht mehr in Balingen
abholen, welches vielmehr bei der Wiedereinnahme Balingens am
16. Mürz seinen Feinden in die Hände fiel (vergl. auch
Quellensamml. zur bad. Landesgeschichte 2, 48, 88, 89. Quellen
znr Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, herausg. v.
Baumann, S. 536).

Jndessen dehnte sich der Bauernansstand auf diese Gegenden
aus. Mag auch die Nachricht etwas zweifelhaft bleiben, daß
noch im Monat Mürz eine Abtheilung Bauern, insbesondere
Dürrwanger, die Schalksburg eingenommen und geplündert
haben, so ging doch in der 3. Aprilwoche ein Theil des Amts
Balingen zu den Bauern über und wurde die Stadt selbst nur
ourch den dortigen Vogt Hug Wernher von Ehingen der Re-
gierung gerettet. Der Rüdelsführer in dieser Gegend war der
 
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