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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0252
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Besondere Schicksale.

Vogt und Haus Jörg Uller zum Kanzler. Bei der Huldiguug
baten die Pfarrer und Unterthaueu, sie bei ihrer evangelischen
Konsession uud ihreu Freiheiteu zu lassen, was ihneu auch ver-
sprochen wurde (Sattler, Herzoge 7, 137). Doch wurde die
Zusage wenig gehalten, denu am 20. Februar 1637 erließ der
Gras eineu Besehl an Themar, die Witweu und Mädcheu so-
viel als möglich an katholische Männer zu verheiraten, um aus
diese Art die katholische Religion wieder unbemerkt auszubreiten
(vergl. Uuterhaltungsblatt sür alle Stände, Stuttg. 4. Jahrg.
1818 S. 132). Auch als der entflohene Herzog Eberhard im
Oktober 1638 wieder in seiu Land zurückkehren konnte, trat sür
diese Gegeud keine Aeuderung ein, denu am 10. d. M. wies ein
kaiserliches Rescript das Kreisausschreibamt in Schwaben an,
die von der landessürstlichen Zurisdiktion eximirten den kaiser-
lichen Ministern augewieseneu Aemter, darunter unsere beiden,
bei der nächsteu Kreisversammlung der Kreismatrikel einzuver-
leibeu (Repscher- a. a. O. 151). Doch konnte sich Schlick uicht
des rnhigen Besitzes seiuer Schenkung erfreuen. Jm März des
geuannteu Jahres besetzte der schwedische General Roseu Ba-
lingen, eiue 100 Manu starke Reiterabtheilung desselben traf
in der Nähe eineu kaiserlicheu Rittmeister mit uugefähr 30Reiteru,
die sich in ein Schlößchen zurückgezogen hatten, aber sämtlich
gefangen wurden. Auch eine Abtheilung Kroaten, die sich
näherten, wurdeu mit Verlust einiger Gefangenen zurückgeschlagen.
Schon im Mai d. I. zog der kaiserliche Oberst Götz zweimal
durch Balingen. Besouders schädlich war aber der Ausaug der
40er Jahre sür die genannte Stadt. Am 19. Jauuar 1641
drang Wiederhold vou Hohentwiel her streifeud, in Verbinduug
mit dem srauzösischen Geueral Oisonville, durch eine List, welche
übrigens verschieden berichtet wird, in die Stadt eiu. Nach der
eineu Ileberlieferung, dem Eintrage in eiuem Tuttliuger Kircheu-
buche, hielt er zunächst seiue Hauptmacht in der Nähe der Stadt
iu einem Hohlweg verborgen und ließ uur cinige Soldaten als
Zimmerlente uud Träger verkleidet sich dem Thore näheru uud
um Einlaß bitteu, um sich bei der großen Kälte iu einer warmen
Stube erholeu zu können. Die Thorwache, wie es scheint Bürger,
öfsnete das üußere Schutzgatter. Da nimmt eiuer der Soldaten
seinen Büudel, um der Wache zum Danke Nüsse daraus zu
gebeu, läßt aber solche, wie zusällig, hausenweis zu Boden salleu.
Während die Wächter sich mit Auslesen eifrigst beschästigen, wirft
ein anderer Soldat einige angezündete Handgranaten unter die
 
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