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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0279
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260

Ortsbeschreibung.

Zwecken dienenden Kanal sendet, auch an der Stadt von rechts den
Ezelbach und unterhalb den Schlichtbach und Reichenbach aufnimmt,
indeß die letztere theils durch den südlichen Stadtgraben in die
Eyach sließt, theils als Stadtbach unterirdisch durch die Mitte
der Stadt in jenen Kanal geleitet ist. Die Lage der Stadt ist
ebenso bedeutend als schön. Zwischen der steil abfallenden mit
üppigen Obstgnrten bestandenen Ostseite des kleinen Heubergs
und den weit hinausspringenden Vorhöhen der Alb gelegen, füllt
sie den wichtigen Paß der alten Schweizerstraße in der Weise
aus, daß die neue ihr parallel gehende Eisenbahn ihren Weg
schon z. Th. in den Fuß des kleinen Heubergs einschneiden mußte.
Von den umgebenden Höhen aber nicht nur, sondern gleich vor
den Thoren der Stadt schweift der Blick weithin über das srucht:
bare Wellenland der Liasplatte, das gegen Osten an die ge-
waltige, zinnengekrönte Mauer des Albrands sich lehnt, gegen
Westen ohne bestimmt hervortretende Grenze dem Schwarzwalde
zu verläuft. Man wird diesen Punkt als den eigentlichen An-
sang des württembergischen (zwischen Alb nnd Schwarzwald lie-
genden) Oberlandes im strengeren Sinne bezeichnen dürfen, indeß
die Strecke von hier bis Tübingen oder zu den Fildern eine
Mittelstuse darstellt; weist doch unsere Gegend die letzten Spuren
altwürttembergischen Weinbaus aus und erscheinen gerade von
jetzt an, die höchsten Erhebungen der Alb bezeichnend, die ernsten
Nadelwälder an ihren Hängen.

An den dcr Lage entsprechenden alten Festungscharakter der
Stadt erinnert noch der die Südseite und einen Theil der Ost-
seite entlang laufende wohlausgemauerte Stadtgrabeu mit dem
prächtigen runden südöstlichen Eckthurm, Wasserthurm genannt
(dem letzten von vieren), hinter dem das alte sreilich nur noch
in späterem Holzbau erhaltene Zollerschloß hervorblickt. Der
westliche Graben ist bis aus einen Abzugsgraben zugefüllt, ebenso
der nördliche, die jetzige Straße: „Auf dem Graben^, deren Süd-
seite das Ende der alten Stadt noch erkennen läßt. Aus allen
Seiten war die Mauer doppelt, eine höhere Haupt- nnd eine
niedrigere Zwingmauer, mit Wassergräben, für welche man 1428
das Herrschastswasser ans der Steinach zn benützen der Stadt
erlaubte. Jn der Mauer waren 2 Thore, das obere nnd das
untere, außerdem noch das Gerberthörlein aus der Ostseite.

Die Straßen waren eng und krumm bis zum Brande von
1724, der die Stadt zu einer der wohlgebantesten Landstädte
des Herzogthums machte. Doch war auch jetzt nur eine einzige
 
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