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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0291
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272

Ortsbeschreibung.

Die Aufnahme zum Gemerbesteuer-Kntaster iut Jahr 1824
ergab 31 Meister mit 29 Gehilfeu.

Der Geschäftszweig blühte auch unter dem Nameit ,^Gol-
gas-Fabrikatiou".

Die Großiudustrie hat ihn heruutergedrückt uud jetzt ar-
beiteu uur uoch eiuige Meister mit ertrnglichem Verdicust. Zhr
Absatz geht uach Triberg, Hornberg, St. Georgen, wo dieser
Zeug die Volkstracht bildet.

Einen nachhaltigeren Absatz hat die Schuhmacherei.
Schon im Jahr 1810 besuchteit Baliuger Meister die Messen
in der Schweiz.

Jm Zahr 1824 lausen im Kataster 50 Meister mit einigen
Gehilsen, dereit Absatz zum großen Theil an sog. Pechstiefeln
nach den Jahrmürkten der benachbarten Drte ging. Jn den
1850er Jahren warfen sich weit mehr Meister denn srüher aus
seinere Arbeit, suchten ihr Glück in der Fremde und es ist vielen
gelungen, nicht nnr Vermögen, sondern auch eine nachhaltige
Kundschast sich zn erwerben, so daß die Balinger Fabrikate in
manchen großen Städten gesucht sind. Dermalen sind 153
Meister mit etwa 400 Gehilsen hier, die einen Umsatz von mehr
denn 250000 Mark vermitteln.

Ueber den handwerksmäßigen Betrieb hinaus ging seiner
Zeit das Geschäft der Me sserschmied e. Jhr Absatz in Deutsch-
laud und nach der Schweiz ivar nicht unbedeutend, mancher
Meister hatte 3 — 4 Gesellen und durfte nur gute Waare liefern,
um genügend Beschästigung zu haben. Besonders gesucht waren
Federmesser und Stahlmesser. Das Einsühren der Stahlfedern
und Streichhölzer, wie auch die Fabriken drückten den Zweig
ziemlich herunter und verwandelten einen Theil der Meister
in Lohnarbeiter.

Die Handschuhmach e r sabriziren waschlederne Handschuhe
sür das Militär, Landjäger und Forstschutzwache, auch Glacs.
Der Absatz erstreckt sich über ganz Dentschland nnd geht auch
nach Tirol.

Alle Geschäfte zusammen übcrragt weitaus die Flanell-
hemden- und Tricot-Waaren-Fabrikation von C. F.
Behr, gegründet im Jahr 1873 mit 200 Arbeitern und einem
Umsatz von 400000 Mark. Ganze umliegende Ortschasten und
viele sleißige Hände in der Stadt finden Beschästigung. Der
Absatz in ganz Deutschland ist schwnnghast, alljährlich ermeisen
sich die Fabrikräume als ungenügend.
 
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