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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0531
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Unter - Digisheim.

511

Die Straßen sind reinlich, zum Theil gekandelt, die Hänser
meist weiß getüncht.

Mitten aus den quellenreichen Wiesen des Thals, an der
Nordwestecke des Orts, erhebt sich, vom ivohlnmmauerten, mit
Eisenkreuzen nnd Steinmälern gezierten Kirchhof nmgeben, die
stattliche, 1723 im Rundbogenstil erbaute Kirche, ein Oblongum,
der Chor in 3 Seiten des Achtecks schließend; in der Nordost-
ecke der ziemlich hohe, oben ins Achteck übergehende und mit
einem metallenen Ziviebeldach gedeckte Thurm. Durch das hübsch
im Barockstil umrahmte Westportal tritt man in das Jnnere,
das in seiner geschmackvoll reichcn Ausstattung (1874—78 aus-
gesührt) einen erhebenden Eindruck macht. Die Wände und die
hübsche Holzdecke in guten Mustern gemalt (von Bantel in Ebin-
gen); das Gestühl von guter, alter Schnitzarbeit mit Blatt-
ornament; die Kanzel in reichem Barock. An den Seitenaltären
beginnt die umfassende und stilvolle bildliche Ausstattung, die
sich im Chor sortsetzt; links am Aussatz St. Weudelin, in der
Predella die gute Bethe, am Fuß das Opfer Abels, rechts St.
Antonius, Jesus, Jsaks Opserung. Vom Chorbogen, der die
Symbole der Arche nnd Mosis am feurigen Busche trägt, hängt
ekn schöner, großer Renaissancekruzisixns herab. Der Chor wird
vom Hochaltar (wie die andern in neuroinanischem Stil gehalten,
von Hausch in Horb) abgeschlossen und ist in allen Flächen mit
bildlichen Darstellungen geschmückt, an der l. Wand der eng-
lische Gruß, r. Maria und Elisabeth, in den beiden Seiten-
fenstern l. Maria mit dem Kind, r. Pieta; am Altar geschnitzt
hauptsächlich die Krönung Mariä, der Schutzpatronin der Kiiche,
sowie die Gestalten Joachims, Annas und Josephs. Auch die
Brüstung der an der Westseite befindlichen Orgelempore ist mit
Bildern der Maria und der Apostel geschmückt.

Die Kunstmalerei sast alle von der Hand L. Traubs in
Stuttgart, die Glasgemälde Freiburger Arbeit. Von Altcr-
thümern besitzt die Kirche 2 kleine Statuen des Johannes uud
der Maria, ein großes Altarblatt aus der Barockzeit: Himmel-
sahrt Mariä, namentlich aber einen schönen Tausstein mit der
Jahrszahl 1518 und einem Wappen mit 3 Herzen; der Fuß
mit Motiven gothischer Architektur, das Becken mit gothischem,
aber schon beschlügartig ansgedrücktem Stabwerk geziert. Ein
gothischer Kelch zeigt rohe Gravirungen aus der Leidensgeschichte.
Der Thurm enthält 2 alte Glocken mit gothischen Minnskel-
inschristen; auf der kleineren: o rox Alorio 6risto voni . oum .
 
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