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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

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Münsterberg, Rudolf: Der homerische Thalamos
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Mahler, Arthur: Zum delphischen Wagenlenker
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https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0152

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mit die letzte Stufe der baulichen Entwickelung, die uns das Epos kennen lehrt,
erreicht war. Das konnte geschehen, indem man den Thalamos abgesondert für
sich errichtete, im Wesen aber auch schon durch die Vermittelungsform, indem
man am Anbau zum Megaron die Thüre schloss und sie an eine andere Stelle,
z. B. an die Rückseite, verlegte.

Hier haben wir mithin zugleich die Entstehungsgeschichte des Opisthoclomos
des späteren Tempels. Aus dem Privatzwecken des Hauses reservierten [J-uyoq
oö[±ou wird der Thalamos, aus diesem durch die bloße Umwandlung- des Gebäudes
in die neue Bestimmung der Opisthodom. Dieser bleibt auch in der Folge, was
er war: die Vorraths- und Schatzkammer.

Schließlich finden jetzt auch jene vordem räthselhaft erscheinenden Orts-
bezeichnungen sfoü), eq, evoov, ex (x 4, 32; cp 178, 183) ihre Erklärung. Im Sprach-
gebrauche klingt über die veränderten äußeren Umstände hinweg die Thatsache
nach, dass einst Vorrathskammer wie eheliche Schlafstätte der innerste Theil
des Megaron selbst war, der |-iu)(öc; oö\iou, in den man hineingieng, aus dem man
herausbrachte. Das erschien verständlich selbst noch dort, wo die Trennung soweit
durchgeführt war, dass Schlafthalamos und Vorrathsthalamos selbst schon wieder
sich räumlich differenziert hatten.

Teschen. RUDOLF MÜNSTERBERG.

Zum delphischen Wagenlenker.

Das große Unternehmen der Ausgrabung von Delphi hat mit seinem herr-
lichsten Ergebnis, der rasch zur Berühmtheit gelangten Bronzestatue des Wagen-
lenkers, wieder einmal eindrücklich gezeigt, wie lückenhaft noch unsere Kennt-
nis altgriechischer Plastik sei. Sind wir doch um ein Meisterwerk bereichert,
dessen strenge Eigenart sich trotz der wundervollen Erhaltung zu allem Bisheri-
gen völlig neu verhält. Zwar hat Homolle in der überaus feinsinnigen Bespre-
chung',1) mit der er die Veröffentlichung- seines Hauptfundes begleitete, auf ge-
wisse Ähnlichkeiten hingewiesen, welche der Kopf der Statue mit der Jünglings-
figur der Berliner Euphroniosschale,2) mit dem Harmodios und dem ,Trotz-
köpfchen'3) von der Akropolis besitze und diese ersten Vergleiche sind gewiss

*) Monuments et memoires (Fondation Eugene 2) a. a. O. p. 205 Fig. II.

Piot) IV (1897) 169 ff. pl. XV, XVI. 3) cf. Collignon, hist.de läsculptureGrecque pl. VI.
 
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