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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

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Beiblatt
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Weißhäupl, Rudolf: Funde in Südistrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0322

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195

läge nahe, sie mit einer Straße zu identificieren, welche
von der genannten Castellstraße abzweigend gegen
die heutige Chiesa dei Greci verlief. Doch soll letztere
im Gegensalze zur neu aufgedeckten Straße ein
Wagengeleise aufgewiesen haben.1)

Unter dem Straßenpflaster fand sich ein aus
Bruchsteinen aufgemauerter Canal von i"iom Tiefe
und 0"8om Breite. Da sowohl die Via Kandier als
auch die Castellstraße canalisiert waren,2) fügt er
sich in das antike Canalsystem dieses Stadttheiles
durchaus ein.

Von Kleinfunden traten außer den im Beiblatt
a. a. O. verzeichneten zutage:

a) Fragment einer Inschriftplatte aus Kalkstein,
rings gebrochen, rückwärts unbearbeitet, 0"l9m dick.
Im Augustustempel.

curat?]or thea[tri

^'l^ / # riW cur]ator lh[eairi.

Z. 3 vermulhet Kubitschek . . . r amp\hitheatri.

Die Inschrift ist insoferne von localem Interesse,
als sie das Theater von Pola nennt, von welchem
sich noch heutzutage am Abhang des Monte Zaro
Spuren erhalten haben.3) Nach dem Charakter der
Inschrift fällt der Bau wohl noch in das erste
Jahrhundert n. Chr.

b) Inschriftplatte aus Kalkstein, ro8m 1., 0-44m
br., 0'2lmd., oben, rechts und links (?) vollständig, links
und rückwärts unbearbeitet. Nach einem Klammer-
loch in der linken Seitenfläche zu urtheilen, stieß
hier eine entsprechende Platte an. Im Augustustempel.

exst\ruxü Silins aedes
. . . s] Candidianus.

J) Vgl. Kandier, Istria I 22 ff. ; Weisshäupl, Mitth. d.
Centralcomm. 1894 S. 220 f. und Programm des Gymnasiums
in Pola 1892 S. 16; 19 f.

2) Mitth. d. Centralcomm. 18S7 S. CLXXXV f.; für

Das Inschriftfragment gehört nach seinen seichten
und flüchtigen Zügen und seinen Buchstabenformen
später Zeit an. Es gibt in zwei Zeilen die Schlüsse
zweier Hexameter; von einer dritten Zeile ist nur
mehr ein Buchstaben- oder eher Blattrest vorhanden,
womit sie zu schließen scheint. Aus der Länge der
erhaltenen Verstheile (o'75m) ergibt sich für die
der ganzen Inschrift ungefähr l'50m. Der Stein könnte
etwa zum Thürsturz des Gebäudes gehört haben, das
ein Silius Candidianus errichtete.

c) Kalksteinblock, ri8m 1., 0'S7m br., 0'50m d.,
mit angearbeiteter canellierter Halbsäule von 0'68m
Durchmesser. Zahlreiche Klammerlöcher erweisen das
Stück als Architekturglied eines größeren Baues, etwa
eines Bogens wie der Porta Gemina. — Außerdem fand
man Fragmente von einfach profilierten Gesimsen und
Thürschwellen, sowie eine größere Zahl zubehauener
und mit Klammerlöchern versehener Kalksteinblöcke.

Die Stadtmauer neben der Porta Gemina bestand
aus zwei hintereinanderliegenden Gussmauern mit
Bruchsteinverkleidung (l"8m-j- 2"9m Dicke) und zwei
vorgelagerten mit Kalksteinquadern verkleideten
Thürmen (Beibl. a. a. O.). Ihr römischer Ursprung
ist durch ihre bedeutende Festigkeit und durch den
Anbau der wenn auch späten, so doch noch römischen
Hausmauern gesichert. Durch sie und durch die Fix-
punkte Porta Ercole und Porta Gemina ist die Lage
der römischen Mauerstrecke Porta Ercole — Hafen
bestimmt. Der Zug der Hafenmauer von der nord-
östlichen Ecke bis zum Cafe Miramare ergibt sich
aus einem Funde neuesten Dalums:

Bei Erdaushebungen hinter dem Zollamtsgebäude
kamen in einer durchschnittlichen Tiefe von 2"3m
Reste römischer Hausmauern zutage; von Stadtmauern
hingegen fand sich keine Spur. Dieselben sind dem-
nach in der Doppelmauer zu erkennen — Gusswerk
mit Plattenverkleidung von 37m Dicke —, auf die
man vor Jahren bei Fundamentierung des Zollamts-
gebäudes stieß. Die Abweichungen von der östlichen
Stadtmauer werden auf verschiedene Entstehungszeit
zurückzuführen sein. Vgl. Mitth. d. Centralcomm.
1893 S. 133 f. Die dort erwähnten Anbauten dürften
späteren Datums sein. In der Inschrift ebendaselbst
n. I, Z. 3 ist zu lesen, Vfisr^VG , Z. 4. MINVCIA;
n. 2 soll lauten:

/IT

die Castellstr. bezeugen es vertrauenswürdige Mittheilungen
verschiedener Personen.

3) Arch.-epigr. Mitth. 1877 S. 41 f. (Maionica); Weisshäupl,
Programm S. 8; Mitth. d. Centralcomm. 1894 S. 223.
 
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