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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

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Stein, Arthur: Nachlese zur Liste der Präfecten von Aegypten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0329

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2 IO

Nachlese zur Liste der Präfecten von Aegypten.

In dem eben erschienenen Buche „Das Heer-
wesen der Ptolemäer und Römer in, Aegypten"
(Leipzig I900) gibt Paul M. Meyer in einem Anhange
(S. 145 —147) eine knappe Liste der Praefecti Aegypti
mit einem Nachtrage (S. 228 f.) auf Grund der in-
zwischen publicierten Oxyrhynchos Papyri II. Zu
dieser Liste möchte ich folgendes beitragen.

Mehrere Inschriften nennen einen C. Sulpicius
Simius als Präfecten unter Trajan, etwa 106—109.
Dieselbe Persönlichkeit ist, wie Meyer schon früher1)
gezeigt hat, in dem Hi[i\iioc, zu erkennen, an den der
Brief Trajans im Papyrus BGU I 140 gerichtet
ist. Meyer glaubte damit die Ansicht2) Schwarz' zu
stützen, der die Identificierung dieses Präfecten von
Aegypten mit dem praefectus praetorio unter Hadrian
Sulpicius Similis ablehnt. Dessau3) hält an der
Identität fest, indem er die Form Simius nur für
eine dem Griechischen angepasste Änderung des
Namens Similis erklärt.4) Das wird jetzt durch einen
Abschnitt in der Satzschrift der Dionysia Oxyrhynch.
II n. 237 p. 163 bestätigt, in dem ein Flavius Sul-
picius Similis als Präfect von Aegypten genannt
wird. Das Jahresdatum ist leider sehr undeutlich;
die Herausgeber glauben zu lesen, was ihnen

durch Erwägungen sachlicher Art gesichert scheint.
Doch haben wir es hier vielmehr mit dem C. Sul-
picius Similis zu thun, der unter Trajan Präfect
von Aegypten war. Wenn wir |_rf statt des zweifel-
haften fur die Regierung Trajans einsetzen, so
ergibt sich als Datum des Papyrus der November
109 ;5) gerade für diese Zeit ist aber die Präfectur
des Mannes schon bezeugt. Flavius C. Sulpicius
Similis") war also in den Jahren 106 — 109 Präfect
von Aegypten, in den letzten Jahren Trajans und
zu Beginn der Regierung Hadrians praefectus prae-
torio.

Abgesehen von kleineren Unrichtigkeiten, von
denen ich nur hervorheben will, dass Ti. Claudius

1) Hermes XXXII 215 f.

2) Jahrb. f. Phil. CLI (1895) 640.

a) Prosopogr. imp. Rom. III 289 n. 735.

*) Dass diesen Graeco-Aegyptern der Name Similis
fremdartig vorkam, beweist auch die GenetivbildungZtpiXlSog.
Andere Namen in der Form lateinischer Adjectiva auf -is
erhalten in Aegypten und auch sonst bei den Griechen ge-
wöhnlich die Endung '-tOg, z- B. AlßepaXlOgi KsptdXtOg.

5) Auf jeden Fall erhalten wir einen Terminus post
.quem durch die Nennung des M. Mettius Rufus (Präfect 89—90)
in dem Bescheid des Similis.

Balbillus nicht 56, sondern schon 55 nach Aegypten
geschickt wurde,7) dass die Zeitangabe 199/200 für
L. Mantennius Sabinus doch endlich verschwinden
sollte, da wir mehrere seiner Nachfolger schon vor
dieser Zeit kennen (bei [AJedinius Iulianus ist 233
anstatt 223 wohl nur Druckfehler), scheint mir be-
sonders Meyers Ansatz für Vitrasius Pollio und
für Domitius Honoratus eine Besprechung zu ver-
dienen.

Von dem älteren Vitrasius Pollio können wir
nur soviel sagen, dass er im J. 328) (nicht 31) als
Präfect von Aegypten starb, keineswegs aber, dass
er schon seit IO Jahren in diesem Amte war.
Vollends unrichtig ist, dass er diese Stellung zweimal,
und zwar das erstemal im J. 17 n. Chr. bekleidet habe;
denn seit die neue Inschrift des jüngeren C. Vitra-
sius Pollio gefunden worden ist,9) ergibt sich leicht,
dass in der griechischen Inschrift CIG III 4963 -
Fröhner, Inscriptions Grecques du Louvre 219 n. 118
nicht das 4. Jahr des Tiberius, sondern des Kaisers
Gaius (von dessen Namen schon Fröhner den ersten
Buchstaben gelesen hatte) gemeint ist, also wieder
das Jahr 39/40, dass also hier ebenfalls der jüngere
Pollio genannt ist.10) Es ist somit auch hier kein
Beispiel einer mit Intervallen zweimal bekleideten
Präfectur von Aegypten gegeben.

Meyer datiert Oxyrhynch. I 121 n. 62 mit dem
Herausgeber 241/2 n. Chr. (6. Jänner 242 sollte
genauer gesagt werden). Das ist möglich; dann ist
aber die Identificierung des hier erwähnten Präfecten
Domitius Honoratus mit dem L. Domitius Honoratus,
der in dem Album von Canusium CIL IX 338 vom
J. 223 unter den viri clarissimi aufgezählt ist, sehr
in Frage gestellt. Denn es ist wohl häufig den höheren
Beamten aus dem Ritterstande der Clarissimat ver-
liehen worden, aber auch im dritten Jahrhundert
kommt es nur in den allerseltensten Fällen vor, dass
ein Senator ritterliche Ämter — die Präfectur des

e) Eine Analogie zu seinem Namen bildet der eines
andern Präfecten von Aegypten, Flavius C. Calvisius Sta-
tianus.

7) Tac. ann. XIII 22 (Consulat des Kaisers Nero mit
L. Antistius Vetus).

8) Dio LVIII 19, 6 (Consulat des Cn. Domitius Aheno-
barbus und Furius Camillus Scribonianus).

9) Comptes rendus de l'acad. des inscr. 1896, 39; datiert
vom 28. April 39 n. Chr.

10) Vgl. Dessau, Prosopogr. III 456, 523 f.
 
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