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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Maaß, Ernst: Die Griechen in Südgallien
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0095

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86

E. Maass

und zu diesem Zweck zunächst eine allgemeine Erwägung anstellen, sodann
vor allem die beiden Gruppenbilder des Sockels einer erneuten Besprechung
unterziehen, deren sie bedürfen.
Wir haben auch in Mainz zu scheiden zwischen Römerlager und Terri-
torium des Lagers. Was der Soldat im Lager zu verehren hat, ist neben dem
Genius des Lagers, dem Adler und den Leidzeichen, das Bild des kaiserlichen
Divus; Jupiter und die anderen Götter finden ihre Cultstätten außerhalb des
Walls. Auf dem Territorium eines römischen Legionslagers aus neronischer Zeit
erwartet jeder Römisches. Römisches findet sich denn auch auf den religiösen
Steindenkmälern des römischen Mainz und denen anderer Lager genug, wie all-
bekannt: die capitolinische Trias, der Genius des Lagers oder des Lagerortes,
der Kaufg'ott Mercurius u. dgl. Der Haupttempel von Lambaesis, die kleine
Jupitersäule von Mainz aus späterer Zeit — um nur sie herauszugreifen — sind
der capitolinischen Trias, jener dazu dem Genius der (207 zum Municipium er-
hobenen) Niederlassung Lambaesis, diese dem Mercurius gewidmet gewesen.
Ganz anders die neue Mainzersäule. In ihr die capitolinische Trias entdecken
zu wollen, wäre offenbare Gewalt: die drei erforderlichen Gottheiten stehen als
Dreiheit nicht untereinander, wie auf der zweiten Mainzer Säule, sondern getrennt.
Der Genius des Raisers Nero zwischen den beiden Laren beweist für römischen
Gesamtinhalt nichts, wohl aber so viel, daß die Stadt, um die es sich handelt, auf
speciell römische Weise in Quartiere gegliedert war. Genau so sehen wir in der
Kapelle des pompejanischen Vettierhauses Nero zwischen den beiden Larend)
An sich stünde ja nichts im Wege, hier an das Mainzer Lagerdorf selbst zu
denken. Wenn die Beziehung dennoch bestritten werden muß, so liegt das an
anderen Wrhältnissen. Der Gesamtcharakter der Säule widerspricht. Darauf soll
nun eingegangen und zuerst die beiden Sockelgruppen, die des Hermes und die
der Athena mit ihren Partnerinnen, ausführlich behandelt und scharf aufgefaßt
werden. Wir werden uns auch nicht täuschen lassen durch unbewiesene Mei-
nungen; wie es denn eine das Verständnis schädigende Voraussetzung ist, die
Doppelgestalten an den Seitenflächen des Sockels seien gefordert, um die eigent-
liche Bedeutung des Hermes und der Athena in ihren Begleitern erscheinen zu
lassen: als ob Hermes und Athena als solche für antike Menschen überhaupt der
Erläuterung bedürftig wären D)
Die Abbildungen sind nach Lichtbildern hergestellt, welche dem Kunst-
geschick des Herrn Prof. Neeb in Mainz verdankt werden.
i) Mau, Pompeji 254. 2) γ, Domaszewski, Archiv f. Reiig.-Wiss. IX 304 f.
 
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