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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0038

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III.
KLASSIKER UND NAZARENER
Saal 35, 36, 37, Kabinett 40-41

Die Bestrebungen, die in Runge wie in einem Brenn*
punkte vereinigt waren, traten alsbald wieder aus*
einander. Die säkulare Macht der klassischen Kunst
wurde durch die Romantiker zwar erschüttert, doch lebte
sie in veränderten Formen noch jahrzehntelang weiter
und schien zunächst sogar die Romantik zu überschatten.
Wenn wir nun im Folgenden Klassiker und Nazarener
aneinanderreihen, so bedarf dies der Erklärung. Für
gewöhnlich sieht man sie als gegensätzlich an, und in
der Tat waren sie es, sofern man ihre ethisch*religiöse
Einstellung in Betracht zieht. Die Klassiker, als deren
letzter und größester Fürsprech Goethe auftrat,
bekämpften das unsinnlich überfromme Wesen der
deutsch*römischen Gefährten von Overbeck, Veit und
Führich, die wiederum dem »Heidentum« der Älteren
den Rücken kehrten. Sofern wir aber die rein künst*
lerischen, das heißt die formalen, Werte betrachten, ver*
wischen sich die Grenzen der Parteien. Schon bei den
Klassikern des späten achtzehnten Jahrhunderts spielte
die Renaissance hinein. Bei Carstens und Flaxman
spürt man die Nähe Michelangelos. Und bald milderte
sich die strenge Lehre, die man zunächst aus der Antike
Roms abgeleitet hatte; für das neue Geschlecht wurden
Meister wie Perugino, Fra Bartolommeo und Raffael
maßgebend. Doch auch diese waren klassischem Boden
entwachsen. Raffael vollends entwickelte sich zur rein*

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