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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0113

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VII.
ADOLF MENZEL
Saal 38, Kabinett 46
Nächst Liebermann ist kein Künstler in unserer Ga«
lerie so reich und bedeutsam vertreten wie Adolf
Menzel (1815—1905). Wenn man seine Begabung er«
wägt, so könnte man geneigt werden, ihn an die Spitze
der deutschen Künstlerschaft des neunzehnten Jahrhun«
derts zu stellen, denn keinem anderen war eine solche
Fülle der Gaben verliehen: Phantasie, Anmut, Schärfe
der Beobachtung, Gewandtheit der Hand, Energie, Fleiß
und über alles ein Charakter, der sich selbst treu blieb.
Doch hier stockt man bereits, denn das letzte Wort bedarf
der Interpretation. Gewiß blieb Menzel in hohem Maße
er selbst und verlor sich nie an ein fremdes Vorbild,
allein er wandelte sich, indem unter der Fülle seiner
Gaben einzelne und leider nicht die edelsten allmählich
in ihm die Oberhand gewannen. Wenn man ihn schildern
will, verstrickt man sich leicht in scheinbare Wider«
Sprüche, aber nur aus dem Grunde, weil er selber wider«
spruchsvoll war.
Seiner körperlichen Beschaffenheit nach war Menzel ab«
norm: zwergenhaft klein mit übermäßig großem Kopfe,
geborener Linkshänder und nur durch unumgängliche
Erziehung im gewissen Maße im Gebrauch der rechten
Hand geübt. Er zeichnete fast immer mit der Linken
und malte mit der Rechten, bisweilen soll er indessen
gleichzeitig beide Hände für seine Arbeit in Bewegung
gesetzt haben. Etwas von der Wunderlichkeit seiner
körperlichen Erscheinung ist auf sein geistiges Wesen

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