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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0299

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XVIII.
DIE EXPRESSIONISTEN UND
IHR WIDERPART
(Saal 55)

Wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, so
bemerkt man bisweilen, daß eben jenes, was einst
als Fortschritt und erstrebenswertes Gut gepriesen
wurde, schließlich zu einem Verhängnis geworden ist.
Die stark individualistische Einstellung, die wir vom
neunzehnten Jahrhundert überkommen haben, mit ihren
Begleiterscheinungen der Originalitätssucht, die „alb
gemeinenWettbewerbe“ neuerungssüchtiger Individuen,
das dadurch bedingteundgesteigerte Ausstellungswesen,
alle diese Dinge haben — zumal in der Malerei des
Staffeleibildes, der Lieblingskunst des neunzehnten
Jahrhunderts — eine Unrast und eine Betriebsamkeit
hervorgerufen, die wir heute verwünschen möchten.
Denn durch diese Eigenschaften wurde und wird die
stetige Entwicklung eines neuen Stiles, den Alle er*
hoffen, erschwert.
Wir wiesen bereits darauf hin, wie sich bei Picasso,
Hofer und Paula Modersohn ein neues Verlangen
nach architektonischer Gebundenheit bekundet. Das
bedeutet aber zugleich überindividuelle Formen. Es
bedeutet Konvention als Ausdruck eines kollektivisti*
sehen Geistes.
Die neue malerische Form des sogenannten Expressionis*
mus entspricht aber nur zum Teil dem Sinn dieses Zeit*

* 203 *
 
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