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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0200

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XIII.

D I E WE G B E R E ITE R DES
IMPRESSIONISMUS
Saal 50, 62, Kabinett 45
der Spitze eines neuen Kapitels der Geschichte
Zider modernen Malerei steht der Name Courbet.
Gustave Courbet (1819—1877) war ein um wenige
Jahre jüngerer Zeitgenosse der Meister von Fontaines
bleau. Doch trennt ihn das fortgeschrittene Stadium der
Entwicklung von jenen. Gleich Millet ein Bauernsohn,
brachte er die ganze unverbrauchte Kraft des in länds
licher Umgebung Herangewachsenen in das Getriebe
der Großstadt. Völlig fehlt ihm der für germanische
Begriffe etwas feminine Zug, das Geschmäcklerische
französischer Kunst. Sein Habitus ist vielmehr derbe
Männlichkeit. Auch mangelt ihm gänzlich die in Franks
reich so häufige kritische Feinheit, der Skeptizismus eines
Delacroix dem eigenen Werke gegenüber. Vielmehr ist
er naiv, gläubig, einer von den halbgebildeten Theoretis
kern, die mit eigensinniger Beredsamkeit ihr beschränktes
Evangelium predigen. Für ihn läuft der Weisheit letzter
Schluß auf Wahrheit hinaus. Die „wahre Wahrheit“ war
sein Programm — das Leben, wie man es sieht und mit
festen Händen packen kann. „Wenn ihr wollt, daß ich
euch Göttinnen male, so zeigt mir welche.“ Einem täppis
sehen Unglauben entsprach die politisch radikale Eins
Stellung. Natürlich war er sich seines eigenen Wertes
bewußt, verlieh seinem Selbstbewußtsein indessen einen
plumpsherausfordernden Ausdruck. Von der Weltauss

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