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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0150

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DIE DEUTSCHEN POETEN DER
SPÄTROMANTIK
Saal 37, Kabinett 44, 45

Die deutsche Romantik, die vielmehr die Musik und
die Poesie als die bildenden Künste begünstigt,
hat es mit sich gebracht, daß in der ersten Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts ein allgemeiner Niedergang
der malerischen Qualitäten eintritt. Dafür verfeinert sich
das Gefühl für den Wert der Linie. In dem Kreise der
Nazarener und Cornelianer wurde die Farbe als Neben«
sache, wenn nicht als notwendiges Übel, angesehen. Man
hielt es mit dem reinen Umriß und gelangte zu einer
außerordentlichen Sicherheit im Aufbau der Kompo«
sition. Wie dann dieser Aufschwung einer edlen Ge«
sinnung in Düsseldorf erlahmte und die hohen Vorsätze
in der Sphäre des TriviahGefälligen untergingen, das
ist ein Zeichen für die Art und die wachsende Macht
der bürgerlichen Kunstpflege. In den viel gerühmten
Historienbildern der Jahrhundertmitte wird die bildende
Kunst von der Literatur völlig aufgezehrt, und das Gleich«
gültigste an ihnen ist die Malerei.
Nun ereignet sich aber das Sonderbare, daß die Poesie,
und zwar in echten, herzwarmen, deutschen Volks«
dichtungen, der ermatteten Malerei zu neuem Ansehen
verhilft.
Dies ist der Fall einiger Lieblinge unseres Volkes, der
Fall von Ludwig Richter, Moritz von Schwind und
Karl Spitzweg. Sie haben in Deutschland noch immer

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