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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0151

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viele Freunde und werden vom Ausland, zumal von den
Franzosen, gern als die eigentlichen Verkörperer deut*
scher Begabung angesehen. Darauf wäre nun freilich zu
entgegnen, daß das deutsche Wesen zu kompliziert sei,
um den Franzosen jemals verständlich zu werden, und
daß unsere drei Freunde zwar einen Zug dieses Wesens,
das Gemütlich*Humoristische, spiegeln, daß dieser Zug
indessen keineswegs als der wesentliche angesehen
werden dürfe.
Ihr bildnerisches Vermögen ist fragwürdig, das heißt,
ihre Formgebung und ihr Kolorit sind konventionell
und oberflächlich. Was ihnen fehlt, wird deutlich in
ihren Studien und überall da, wo es die Auseinander*
Setzung mit der Natur gilt. Beispielsweise sind sie keine
Porträtisten. Vor einer rein formal wertenden Kritik
mögen sie also kaum bestehen. Und doch hat die Stimme
des Volkes nicht unrecht, wenn es sie in Ehren hält und
hoch über die populären Historien* und Genremaler
ihrer Zeit stellt, denn sie sind echte Schöpfernaturen,
wobei es getrost dem Urteil der Nachwelt überlassen
bleiben mag, ob sie von Rechts wegen mehr als Illustra*
toren oder als Maler, als Poeten oder als Musiker regi*
striert werden sollten.
Woher die Entwicklungslinie kommt, zeigt uns deutlich
der Dresdner Ludwig Richter (1803—1884). Die Kunst*
halle besitzt von ihm ein Hauptgemälde Genoveva und
ein kleines Bildchen die Furt und im Kupferstichkabinett
(außer einer Menge illustrierter Bücher) schöne Zeich*
nungen, in Sonderheit die Originalzeichnungen zu der
berühmten Holzschnittfolge des Vaterunsers.
Genoveva sitzt wie eine blonde Muttergottes in roten 1236
und weißen Gewändern mit ihrem Söhnchen Schmerzens*

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