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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0162

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XI.
DELACROIX UND DIE MEISTER DER
SCHULE VON FONTAINEBLEAU
Saal 39, 64
In der Entwicklung der europäischen Kunst des neun#
zehnten Jahrhunderts ereignet es sich wiederholt, daß
eine Künstlergruppe sich absondert, um ungestört vom
Getriebe des Alltags in gemeinsamer Arbeit ihrem Beruf
nachzugehen. Die erste dieser Sezessionen war die der
Nazarener, die zweite ist die der Schule von Fontaine#
bleau. DieTatsache dieser Abtrennungen tritt imGesamt#
bilde der Kultur als ein Krankheitssymptom auf. Sie be#
weist, daß ein notwendiger Zusammenhang zerrissen ist,
der normalerweise zwischen den Künstlern und ihrem
Volke oder dessen Vertreter, dem Publikum, besteht. Die
Nazarener entflohen nichtnurdemTagesgetriebe sondern
auch ihren Landsleuten und ihrer Gegenwart. Ganz so
weit gingen die Pariser Künstler der fünfziger Jahre nicht.
Immerhin veranlaßte sie die Entfremdung, in der sie
sich von der Menschheit der Hauptstadt fühlten, und
alle die Störungen, die sich daraus ergaben, der Stadt
den Rücken zu kehren, die sonst wie ein Magnet alle
Talente des Landes an sich zieht. Auch darin waren
die französischen Sezessionisten weniger radikal als die
deutschen, daß sie trotz allem mit ihrer nationalen
Überlieferung stärker verbunden blieben. Wir nehmen
es hier zum ersten Male wahr, wie die Franzosen — in
der Politik manchmal sehr radikal — in allen Fragen der
Geschmackskultur konservativ gesinnt bleiben.

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