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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0136

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IX.
DAS BÜRGERLICHE SITTENBILD UND
HISTORIENBILD IN DER ZWEITEN
HÄLFTE DES NEUNZEHNTEN
JAHRHUNDERTS
Saal 38, 56, 64
Das tragische Schicksal eines Wirth und eines
Rayski — denn auch das Verborgensein bedeutet
schmerzlichen Verlust — ist aus der veränderten Bezie*
hung der Künstlerschaft zu den Kulturträgern der Gesell*
schäft zu erklären. Allmählich wird es offenbaren welchem
Sinne die Kunst von wirtschaftlichen Voraussetzungen
abhängt, wie verhängnisvoll es werden kann, wenn bei
den wirtschaftlich entscheidenden Repräsentanten der
Gesellschaft das Verhältnis zu den treibenden künstle*
rischen Kräften ihrer Zeit sich lockert. Zu Anfang des
neunzehnten Jahrhunderts bestand noch eine ziemliche
Einhelligkeit zwischen den führenden Begabungen und
dem Publikum. Carstens, Runge, Friedrich, um nur
wenige herauszugreifen, fanden Verständnis und Beifall.
In dem Maße wie nun aber die bürgerliche Gesellschaft
sich mit wachsendem Erfolge rein wirtschaftlichen Dingen
zuwendet und im übrigen ungeistiger wird, übt sie —
in Kunstvereinen organisiert — einen verhängnisvollen
Einfluß aus. Von den Fresken der Nazarener geht es
allmählich bergab über die illustrative Historienmalerei
zu der platten Gefälligkeit des sogenannten Genrebildes.
Diese vielberufene Genremalerei, die in den Ausstellun*
gen der Kunstvereine die angesehenste Rolle spielte, ist

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