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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0053

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IV.
DIE LANDSCHAFTER DER ROMANTIK
Saal 35, Kabinett 40, 41, 65

Die Ahnung Runges, daß die Landschaft die vor*
nehmlichste Aufgabe der Kunst des neuen Jahr*
hunderts abgeben würde, sollte sich bald bewahrheiten.
In welchem Sinne, das konnten seine jüngeren Zeit*
genossen freilich nicht ahnen. Wir, die wir das Jahr*
hundert überblicken, wissen es, daß in der Landschafterei
sich der entscheidende Wandel der Anschauung und
Darstellung vollziehen sollte. Einst war der Mensch für
den Künstler der alleinige Repräsentant alles Geistes*
lebens. Was sonst noch von der Natur dargestellt wurde,
war dem Menschen gehorsam, sein Geschöpf, sein Gerät,
der Schauplatz seiner Taten. So wollte es namentlich
wieder die an der Antike gebildete klassische Anschau*
ung um die Wende des achtzehnten Jahrhunderts. Ihre
Art zu gestalten war in hohem Maße anthropomorph,
ihr Begriff von Größe räumlich begrenzt. — Im Gegen*
satz hierzu steht die neuere Anschauung, die für die
Kunst von den Romantikern theoretisch durchdacht
wurde. Sie faßte den Menschen als vergänglichen Teil
des unendlichen Weltganzen auf, indem sie aber zu*
gleich ihm alle Rechte des betrachtenden Subjektes ein*
räumte. Es ergab sich hieraus für die Kunst eine neue
Einheit: die Natur als Erscheinung eines schöpferisch
begabten Subjektes dargestellt, also von ihm abhängig,
ein Teil seines Wesens. So hatte — in Europa wenig*
stens — keine frühere Zeit die Natur aufgefaßt. Die

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