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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0065

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Stoffe. Bei Dahl, der von E verdingen keine Notiz
genommen zu haben scheint, ein kühnes Erfassen der
N atur in all ihrer Verworrenheit. N eben der Geschlossen*
heit des alten Meisters wirkt Dahl chaotisch. Zuerst
begegnet uns hier die charakteristisch moderne Freude
am Zufälligen — die dann planmäßig genützt zu neuen
Reizen des Bildausschnittes und der Komposition
führte. — Neu ist oder war sodann die diffuse Heilig*
keit seiner Landschaften bei verhältnismäßig geringer
Farbigkeit. Dahl war kein Kolorist. Auf seiner Palette
finden wir nicht die zarten leuchtenden Töne, die bei
Friedrich vorkommen, und vollends ist er weit entfernt
von der naiven Buntheit der Veduten, die von den
Jüngeren zu Dahls Lebzeiten gemalt wurden. Dagegen
zeigt er ein für seine Zeit unerhörtes Gefühl für rein
athmosphärische Werte und für Valeurs. Nicht immer,
aber doch in vielen Fällen, nähert er sich wie kein zweiter
seiner Generation dem Impressionismus.
Die Kunsthalle besitzt von ihm zwei größere Bilder und
drei Studien. Von den ersteren entspricht die Landschaft ioöj
mit dem Wasserfall vorzugsweise unserer Charakteristik.
Es ist eines seiner früheren Bilder von jener erregten
Lebendigkeit und Frische, die ihm die Herzen derDresd*
ner Jugend gewannen. Das andere Bild, das Sddoß im io64
Gebirge, dreizehn Jahre später entstanden, atmet eine
Gelassenheit, die man versucht ist, der Tätigkeit an der
Akademie und der dauernden Beschäftigung mit der
deutschen Malerei zuzuschreiben. Freilich erhebt sich
auch hier die naive Frische, mit der Einzelheiten wie der
Wolkenhimmel und das Wasser, das in warmen Tönen
schimmernde Gemäuer und die Vegetation charakteri*
siert sind, über die Tonart, die in den fertigen Bildern

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