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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0223

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Unter diesen Bildern möchten wir an erster Stelle nennen
das schöne Selbstbildnis von 1871, das beherrscht wird
von jener vornehmen, dunklen Tonigkeit, die damals als
neuer Wert wieder entdeckt worden war. Der Ton ist
hier ein zartes silbriges Dunkelgrau. Wärmer, ein Färb*
ton wie von altem Golde, ist der Klang anderer Bilder
wie der Hiihnersiesta oder des Bildnisses des Dichters
Greif oder der Ziegen im Stall. Die hohe malerische
Kultur solcherMalerei muß jedem Europäer ohne weiteres
verständlich sein.
Thoma hat nicht viele Stilleben gemalt, aber unter ihnen
einige, die zu den köstlichsten der deutschen Kunst ge*
hören. Und wir sind so glücklich, eines von diesen zu
besitzen: den Feldblumenstrauß. Auch erwirkt wie ein
Volkslied, ist ganz naiv dahingemalt, vielleicht das
Geschenk eines friedlichen Sonntagmorgens, sehr herz*
lieh und voller frommer Dankbarkeit. So lebt in ihm
ein Element der Beseeltheit, das sonst allem Stilleben
abzugehen pflegt.
Wir sind der Überzeugung, daß die Auswahl, in der
sich Thoma in unserer Galerie darstellt, seine besten
Seiten und nur seine besten Seiten zeigt. Gemalt hat
er sonst so ziemlich alles, was es zu malen gibt. Aber
fraglos war nicht alles seiner Begabung gemäß. Zum
Beispiel ist er eigentlich gar kein Bildnismaler — einer,
der sich kühl und sachlich in verschiedene Personen
und Stände hineinversetzen kann. Die wenigen ausge*
zeichneten Bildnisse, die er gleichwohl gemalt hat, sind
Gelegenheitsarbeiten.
Die Fülle der Thomaschen Begabung wird erst recht
offenbar, wenn man neben ihn Geistverwandte stellt,
die einen oder den andern Zug mit ihm gemein haben.

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