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Vierteljährlicher Abonnementspreks
30 kr.
Bestellungen beliebe man für Hei-
delberg und die Umgegend, die sich
der gewöhnlichen Boten bedienen
kann,' bei unterzeichnetem Redacteur


Äi"- SS.


zu machen: Außerdem nimmt das
Postamt Heidelberg gegen einen
mäßigen Postauffchlag Bestellungen
an. Einrückungsgebühr: die
Zeile 1/, kr.
I. S. Wolff.


Ucidelberg. Mittwoch, dcn 24" Mär) 1841.

«Va bis zum 31. dieses Monats das erste Abonnements-Vierteljahr unsers Blattes zu Ende geht, so wird
hiermit ein neues, vom ersten April an laufendes eröffnet. Der Pfälzer wird auf mehrseitiges Verlangen sodann
wöchentlich dreimal erscheinen und der Abonnemcntspreis auf 30 kr. festgefetzt.
Die Nedaction.

Constitutionelle Garantieen.
(Erster Artikel.)
DaS Bedürfniß nach Sicherheit der Person und des
Eigenthums ist so mächtig im Menschen, daß er um sie
zu erlangen, sich ost einer selbst tyrannischen Gewalt un-
terworfen. Er wollte lieber den möglichen Angriffen
eines Einzelnen sich aussetzen, dessen eigenes Interesse ihm
gebot, mit seiner Allmacht schonend umzugehen, als allen
das Recht des Stärkeren einräumen. Mehrere Familien
unterwarfen sich daher einem Stammältesten, mehrere Stämme
einem Fürsten. Je civilisirter aber die Menschen wurden,
je tiefer sie ihre Würde als solche fühlten und aus ihnen,
als heilige Himmclöblnmen, die Ideen des Rechts und der
Freiheit keimten, zu einem desto innigeren Verein gegen
Uebermacht und Willkühr fühlten sie sich gedrungen, desto
größere Unterpfänder ihrer Sicherheit begannen sie von ihren
Vorgesetzten zu fordern. Jenes Gefühl und diese Forderung
bildeten die Brücke zu menschlichen Vereinen, die wir Staa-
ten nennen. Man gründete Staaten, um in ihnen mehr
Sicherheit für Person und Eigcnthum zu gewinnen, als au-
ßerdem anzusprcchen und zu genießen möglich war. Wir
sehen daher, daß das Bedürfniß nach möglichster Sicherheit
nicht erst in neuerer Zeit hervortrat, die man immer mit
dem Namen einer revolutionären brandmarken will: daß cs
nicht auf Mißtrauen, vielmehr in der Menschcnnatur ruht,
und je nach ihrer Entwickelung im Laufe der Zeit eine an-
dere Richtung annimmt und dann allgemeinere und stärkere
Geltung im Leben anspricht. Auf den untersten Stufen der
Kultur, wo der Mensch noch mehr physisches als morali-
sches Wesen ist, begnügt er sich mit Sicherheit des Eigen-
thums, weil cs als Stütze der Familie dient, und über diese
sein Gesichtskreis nicht hinausreicht. Erstarkt er aber im
Gefühl der menschlichen Würde, fühlt er sich als Selbstzweck,
denkt er nickt blos an den vvrbeieilenden Augenblick, sondern
auch an die Zukunft, so begnügt sich der Mensch nicht

mehr mit dem gesicherten Eigenthum: er verlangt nament-
lich auch Sicherheit der Person, und weil deren Sicher-
heit wesentlich im Gebrauch der Freiheit besteht, nach Si-
cherung der Freiheit. Erwacht nun endlich auf den Schwingen
jenes erhöhten Selbstgefühls, an der Hand deö Sinnes für
die Zukunft in seinem Busen die Ahnung eines höheren We-
sens, der beseligende Glaube an Unsterblichkeit; dann senkt
sich noch ein anderes Vedürfniß in die menschliche Brust, das
Bedürfniß nach Selbstständigkeit des geistigen Wesens im
Menschen, der eigenen Ueberzeugung von den höheren
Anliegen des Menschenlebens. Dies ist der große Wende-
punkt im Entwicklungsgänge des Völkerlebens. Die Mensch-
heit tritt aus dem Kindes- in das Jünglingsalter. Sic
strebt nicht blos mehr nach außen, sondern sucht sich we-
sentlich auch als Jnnrcs, Geistiges zu erfassen. Dies geschieht,
indem sie sich als ein Selbst, als eine Einheit, als eine mo-
ralische Person, in ihrer Nationalität erfaßt. Das Volk/
welches diese Stufe der Cultur erklimmt hat, wird sich da-
her nicht mehr mit der Sicherheit des Einzelnen und der
Person begnügen, sondern wesentlich auch nach Sicherheit
des geistigen Selbst im Menschen und des Ganzen streben
und in dessen Sicherheit die eigene wiederfinden. Die Sicher-
heit des Ganzer:, des Staates, fordert Einheit; die des Ein-
zelnen — Selbstständigkeit. Die Selbstständigkeit des Ein-
zelnen mit der Einheit und Kraft des Ganzen in Einklang
zu setzen, daS allein ist der Zweck constitutioncller
Verfassungen. Die beste von ihnen kann daher nur jene
seyn, welche diesen Zweck ain sichersten und vollkommensten
erreicht. Der Grund, warum, mit Ausnahme von Nor-
wegen, England und Belgien, dieser Zweck noch nirgend ge-
nügend erlangt ist, liegt darin, daß man die ausreichen-
den Garantieen weder für den Einzelnen noch für das Ganze
bis jetzt ausgestellt hat. Dies giebt auch dcn Schlüssel zu
den großen Kämpfen zwischen Volk und Regierung oder zwi-
schen Volk und Volk, welche die Gegenwart in Bewegung
setzen und entzweien. Die Regierungen haben sich als d:e
 
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