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Vierteljährlicher AbonnementSprri«
30 kr.
Bestellungen beliebe man für Hei-
delberg und die Umgegend, die sich
der gewöhnlichen Boten bedienen
kann, bei unterzeichnetem Redacteur

K" SS.

zu machen. Außerdem nimmt das
Postamt Heidelberg gegen eine»
mäßigen Postaufschlag Bestellungen
an. Einrückungsgebühr: die
Zeile 1'/, kr.
I. S. Wolff.


Wsidelderg. SomMg, den 28"" Mär) 1841.

bis zum 31. dieses Monats das erste Abonnements-Vierteljahr unsers Blattes zu Ende geht, so wird
hiermit ein neues, vom ersten April an laufendes eröffnet. Der Pfälzer wird auf mehrseitiges Verlangen sodann
wöchentlich dreimal erscheinen und der Abonncmentsprcis auf 30 kr. festgesetzt.
Die Ne-action.

Constitutionelle Garantieen.
(Zweiter Artikel.)
Wir glauben in unserm ersten Artikel fcstgcstellt zu haben,
daß das Streben nach Sicherung der Rechte des Bür-
gers, oder mit anderen Worten: das Verlangen nach kon-
stitutionellen Garantieen nicht ein Ausfluß beleidigenden Miß-
trauens oder revolutionären Schwindels, sondern der na-
türliche Ausdruck eines tiefen Bedürfnisses des mensch-
lichen Herzens ist. Ist dies wahr — und es ist wahr,
wenn wir auf die Sprache unserö Innern horchen, so ist
auch damit das Streben nach jenen die Freiheit der Bür-
ger sichernden Verfassungen erklärt. Daß es aber gerade
in unser» Tagen stärker und allgemeiner sich geltend macht,
liegt in der gesteigerten Volksbildung, und, wir dürfen eö
nicht verhehlen, in den Mißbräuchen und Gewalttha-
ten einzelner Regierungen. Der Mißbrauch war immer
die Mutter von Verbesserungen. Er scheint der einzige
Stachel zu scyn, die Menschen aus dem Gcwohnheitstraume
zu neuen Strebungen anfzuschrecken. Mißbrauchte die kö-
nigliche Gewalt ihren göttlichen Beruf, die Beglückerin der
Menschheit zu seyn, so wurde sie bei großen Krisen entwe-
der ganz abgeschafft oder zu einein Schattenbilde herabge-
würdiget. Wir brauchen nur nach Spanien zu blicken, um
für diese Ansicht der Geschichte einen Beleg zu finden. Man
wird sich erinnern, daß König Ferdinand VII., als er nach
heldenmüthigcr Aufopferung seines Volkes im Jahre 1814
nach Spanien zurückkehrte, feierlich versprach, die Cortes
(Landstände) einznberufen, die Preßfreiheit und andere wichtige
Rechte dem Volke zu bewilligen. Diese Versprechen wurden
aber von ihm nicht erfüllt. Der König ließ die Spanier,
die im Unabhängigkeitskriege aufopfernd für ihn ihr Blut
vergossen hatten, einkerkern. Er befahl sogar, daß von
der kleinen Anzahl Patrioten, die ihm Jahre 1815 noch
vnverurtheilt geblieben, 32 vor Gericht gezogen würden.
Uud als nun die spanischen Gerichtshöfe sic keines Verbre-

chens schuldig finden konnten, ward ein Spezialge richt
niedergesetzt. Als auch dieses das nämliche Urtheil fällte,
wurde aus höchster Machtvollkommenheit Arguelles, einer
der vorzüglichsten spanischen Patrioten und gegenwärtig Mit-
glied der Corteö, verurtheilt, acht Jahre lang als gemei-
ner Soldat in Ceuta zu dienen! Eine Menge Andrer,
welche zu Spaniens Rettung beigetragen, wurden verbannt
oder willkührlich bestraft. — Ferdinand VII. ist todt, aber
seine Wittwe irrt, von ihren Kindern getrennt, im Auslande
umher, weil sie die Garantien nicht ertragen konnte, die
das Volk in der Constitution vom Jahre 1837 gegen die
nämliche königliche Gewalt voll Mißtrauens sich geschaffen
hat, welche zuvor in der Person Ferdinands VII. ihre hohe
Sendung so ganz verkannt hatte.
Aber nicht blos dann, wenn die persönliche Freiheit der
Bürger gekränkt wird, verlangen sic nach konstitutionellen Ga-
rantieen, sondern auch wenn sie ihr Eigcnthum gefährdet
sehen. Eine solche Gefährdung geschieht in unfern Tagen
freilich nicht mehr durch rohe Gewalt, wohl aber durch zu
hohe Steuern. Auf tausend Blättern bewahrheitet es die
Geschichte, daß eine absolute Regierung unter gleichen Ver-
hältnissen größere Ausgaben macht und mehr bedarf, als
eine constitutionelle. Das volle Licht der Oeffentlichkeit ent-
behrend, wird der absolute Monarch von seiner Umgebung
meist in Unkenntniß über die finanziellen Kräfte seines Volkes
und des Staates gelassen. Ist nun für das bessere mensch-
liche Herz etwas wohlthuender, als treue Diener zu be-
lohnen, oder durch reiche Gaben und Stellen neue Freunde
zu erwerben? Unwillkührlich folgt es seinem natürlichen
Zuge und vergißt darüber zuweilen die Nachhaltigkeit der
Goldquellen zu prüfen, die für ihn unter der Firma von
Steuern sprudeln.
Die Sache spricht zn sehr für sich selbst, als daß wir
uns noch weitere Bemerkungen gestatten dürften. Selbst in
despotischen Staaten, wo das Volk willenlos uud zum größten
Thcil noch unmündig ist, treibt eS ein ZnstinL nach Aus-
 
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