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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 14.1893

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Nr. 1-2
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Müller, Wilhelm Max: Ein Hieroglyphenzeichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12259#0025
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18

EIN HIEROGLYPHENZEICHEN

VON

W. Max Muller

Das Zeichen jj^ las m an bisher durchgiingig sm. Eine Begri'mdung dai'iu- ist
nirgends versucht worden, es niùflte denn die unpassende Vergleichung des kopti-
schen cliot »Gestalt« als eine solche gelten. Die Konsonanten s und m werden oit
genug bei P^^S^Jjj^ ausgeschrieben, al)er nie in solcher Weise, dafl wir sic als dje
einzigenKonsonantenansehenkônnten, zwischendcnenkein dritter stùnde. Es bestâtigl
sich auch wirklich, daB wir zwischen ihnen einen weiteren Konsonanten zn lesen
haben, nàmlich §.

Die Lesung ssm liilît sich auf verschiedenen Wegen erweisen.

1. Die im Demotischen entsprechende Grappe hat Brugsch, Wôrterb. 1222 bereits
aus Rhind (18, 1; 23, 1; — (3, 2; 10, 8) festgestellt. Vergleiche dazu noch gn. 14,21
Pjfj^- nnd gn. Paris 2, 9; 4, 21 fçi<^f^ »Gestalt«. Dièse Zeichen kann mari nicht
gut anders lesen, als phonetisch sSm '. Wer glaubt, das S kônne ein bloftes graphiscbes
Zeichen, eine Nachahmung des sein, sei auf den bekannten Stadtnamen Ht-shm
(Diospolis parva) verwiesen, der Lp. 22, 6 ^ f j p °y [ît^A I n j g6schriebe,n wircl.
Ht-sèm, also mit der vulgàren Verwechselung von § und h, die besonders in der Leydener
Ilandschrift so hâufig ist. Weun man die Gruppe fur »fûhren, Weg, Weise, Gestall «
ebenso schrieb, wie das sèm = shm, so mufite sie mit eincm «> in der Mittc ausgespro-
chen werden.

2. Durch dieselbe Verwechselung von h und S kônnen wir die Aussprache unserer
Gruppe auch sonst bestimmen. Die Rosettana gibt "j^a^ (Z. 7) mil *j (demot.
24) wieder*. Dasselbe Wort j'f 3~^T s~m (ntr) "bersetzt das bieroglyphische^j ^
shm (ntr) Canop. 58, 61, 69, oder vielmehr, es ist dessen deinotische Umschreibung.
Das Duplikat von Kom el-Hisn schreibt C- J"^~ 16. {\^TO^ ^~• a'K0 ebenso
sh(ï)m wie die Rosettana. Wir haben folglich die Gleichung : demot. sh[t)m == hierogl.
s(i?)m == hierogl. shm — demot. shm. Die Verwechselung von ssm und shm liegl also
auch im Hieroglyphischen vor. Wirklich kann auch die erst ganz spiit nachwcisbare
Form ^J^^- 'f J^^jj) -s~/" Bàdits mideres sein als eine unorthographische Schrei-
bung fur das altère 'M.

3. Einmal ist dièses Wort gegen die feststehendc Orthographie phonetisch ssm
ausgeschrieben. Buch vom Durchwandelu der Ewigkeit, '/.. 29 steht : «du iahrst,
fluflabwârts (hdk, nicht Ktk) (nach) Dd, du fâhrst llufîaufwiirts nach Nf-wr, dem
Gottesgau, der enthàlt seine (d. h. des Gottes) Gestalt.« V. Bergmann umschrieb

(1) Dies sali schon BRUOSCU, und Dict. Géorjr. bcmcrkte or ôfter (703, etc.) zweifelnd hinter der Um-
schreibung sem auch »(se;yem '?)«, docli verfolgte. er die Sache nicht weiter.

(2) Beachte, dass hier nicht das gewôbnliche h steht sondern die Ligatur ® Ai", die im Spàtdemotischen,
den ersten gricchisch-koplischen Transskriptionen und noch in den Papyren von Ahmiin (ÀZ 1880, 181) den
zwischen s und h schwankenden ImU bezeichnet.
 
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