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Albert, Peter P.; Beyerle, Konrad [Editor]
Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924 (2. Halbband) — München: Verlag der Muenchner Drucke, 1925

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Wissenschaft und Kunst des Klosters
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Preisendanz, Karl: Aus Bücherei und Schreibstube der Reichenau
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Längin, Theodor: Altalemannische Sprachquellen aus der Reichenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.61011#0058

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658

K. Preisendanz

Sindleozes-Au, gefertigt im achten Jahr des Kai-
sers Ludwig".
Auch wenn es seinen Namen nirgends trägt,
sicher stammt es von Reginbert. Noch Johannes
Egon, seit 1626 Prior der Reichenau, hat dieses
Register wie auch das andere gekannt, das die
von Reginbert selbst und seinen Schülern ge-
schriebenen Werke verzeichnete; seine Über-
schrift: ,Hier ein Register der Bücher, die ich,
Reginbert, unwürdiger Mönch und Schreiber, auf
der Insel des Klosters namens Sindleozes-Au
unter der Regierung der Äbte Waldo, Heito,
Erlebald und Ruadhelm mit ihrer Erlaubnis mei-
nem Stand gemäß (de meo gradu) geschrieben
habe oder schreiben ließ oder durch Schenkung
von Fremden erhielt.
Kurz nach Ruadhelms Abgang oder nicht lang
vorher mag dieser Katalog vollendet worden sein;
vermutlich ließ sich Reginbert auch vom Gedan-
ken leiten, daß er in seinem Alter allzu viele
Codices nicht mehr zu schreiben und zu erwerben
hätte; vielleicht auch wollte er vor seinem Ab-
gang aus Amt und Welt die Summe seiner Le-
bensarbeit ziehen.
Die sachliche Anordnung des ersten Katalogs ist
unverkennbar: ,Bücher des Alten und Neuen
Testaments", ,Werke von S. Augustinus", ,Werke
des sei. Hieronymus", . . . ,Bücher des Josephus ,
. . . ,Regeln", ,Bücher der Glossen" und wie die
36 Abschnitte der 420 Handschriften alle heißen
mögen.
Anders das Verzeichnis der Reginbertcodices
selbst. Man hat chronologische Gesichtspunkte
erkennen wollen. Aber sie lassen sich nicht be-
weisen. Auch hier könnte sachliche Ordnung,
wenigstens zum Teil, in Betracht kommen. So
enthalten die Nummern 9—16 lauter Passions-
geschichten von Heiligen; 17—19 gelten den Ge-
setzessammlungen wie der Regel des hl. Bene-
dikt; 21 und 22 dienten dem deutschen Unter-
richt: germanische Gedichte, ,um die deutsche

Sprache zu lehren" (ad docendum Theodiscam
linguam) ; 23—27 umfaßten musikalische Werke,
Hymnen und Antiphonarien; 34, 36 beschäftig-
ten sich mit Geschichte; 35 wieder mit Leiden
und Taten dreier Heiligen; 37—39: Psalmen
mit Hymnen; 40, 41: Regeln des hl. Pachomius
und kirchendienstliche Vorschriften.
Anderes wieder in diesem Katalog scheint ord-
nungslos eingeschaltet. Im alten Register von 821
stehen manche Handschriften verzeichnet, die
auch später im Rotulus der Reginbertbücher wie-
derkehren. Mehrere dagegen fehlen im ersten und
finden sich nur im letzten; so lassen sich etliche
Reginberthandschriften feststellen, die vor 821
entstanden sind. Beobachten kann man: der ältere
Katalog erwähnt als besondere Bücher manche,
die später in Sammelbänden stehen.
So nennt der Katalog von 821 unter Nr. 136:
,Des Dares aus Phrygien Ursprung der Trojaner
und Zerstörung Trojas, 1 Band". Das ist kein
anderes Werk als das von Reginbert später so
angeführte: ,Der 34. Band enthält fünf Bücher
der Geschichte der Wimler oder Langobarden
und ein Buch, in dem die Zerstörung Trojas
steht." Das Ganze selbst ist nur noch in einigen
Bruchstücken erhalten: Karlsruhe besitzt ein
Fragment, und der Zürcher Bibliothekar J. Wer-
ner hat vier weitere Reste gefunden im Buch-
rücken einer Bibelausgabe aus der Mitte des
15. Jahrhunderts. Demnach hat Reginbert die
erst später entstandene Langobardengeschichte —-
sie fehlt im früheren Katalog — mit dem Dares
nachträglich zu einem historischen Sammelband
vereinigt.
In der Vermehrung, Ordnung und Katalogisie-
rung der Bibliothek sah Reginbert seine Auf-
gabe: ,So viele Bücher hat unser Reginbert nicht
nur mit großer Sorgfalt abgeschrieben, er hat
auch aus den Kommentaren der hl. Väter Kom-
pendien und Blütenlesen ausgezogen und in
schöne Ordnung gebracht, daß es ein Wunder
 
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