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Albert, Peter P.; Beyerle, Konrad [Hrsg.]
Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924 (2. Halbband) — München: Verlag der Muenchner Drucke, 1925

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Ausklang und Gegenwart
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Braumann-Honsell, Lilly: Aus Volkstum und Leben der Reichenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.61011#0452

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Die Reichenauer Bürgerwehr in der Prozession vom 15. August 1924

AUS VOLKSTUM UND LEBEN DER REICHENAU
L. BRAUMANN-HONSELL/REICHENAU
Die Verfasserin gestattete dem Herausgeber, im Text mehrere Einfügungen anzubringen, die mit Rücksicht auf dem Gesamt-
plan des Werkes diesem Schlußabschnitt vorzubehalten waren; dafür sei auch an dieser Stelle verbindlichst gedankt. K. B.

Alles vorangehende will
dem einen Zweck dienen, die große Ver-
gangenheit der Insel Reichenau und ihres Klo-
sters ins Bewußtsein der Gegenwart zu rufen.
Ruht auch die lebendige Reichenau noch auf
jener alten Kultur oder hat sie alles vergessen
und lebt ein neues eigenes Leben? Gibt es
Brücken zwischen jener Pflanzstätte christlicher
Bildung und Kunst des Mittelalters und dem
schlichten Leben einer im wesentlichen länd-
lichen Bevölkerung von heute ?
Jede Kultur ist notwendig ein Verbundensein
mit dem Schaffen und Denken vergangener Ge-
schlechter. Sie vermeidet Sprünge und kennt nur
Übergänge. Altes gleitet dahin, Neues taucht
auf. So wandelt sich die Physiognomie der Zeit
und der Menschen. Und doch bleiben in ihrem

Antlitz die alten Züge erkennbar. Was bezaubert
uns beim Worte Heimat mehr, als das Bewußt-
sein, Natur und Geschichte einer Landschaft im
tiefsten als ein Stück des eigenen Wesens zu
fühlen? Wenn uns von der alten Klosterberr-
hchkeit der Reichenau nicht mehr überkommen
wäre als die drei Inselkirchen, die Predigt ihrer
Steine hätte die Erinnerung an ihre Erbauer nie-
mals untergehen lassen. Dafür sorgte die kon-
servativste aller Kulturmächte, die Kirche, die
Hüterin und Fortpflanzerin des Religiösen im
Volke. Das erhabene Wort: Christus einst, jetzt
und immerdar! eint Vergangenheit und Gegen-
wart, eint Hoch und Nieder. Man kann den
Einschlag christlichen Glaubens und Gottesdien-
stes nicht aus dem Leben unseres Volkes hin-
wegdenken. Die Kirche geleitet den Menschen-
 
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