Blick auf den Untersee (Radierung) Waentig-Gaienhofen
DIE REICHENAU IN DER NEUEREN BILDENDEN KUNST
DR. JOSEF AUGUST BERINGER/ MANNHEIM
Bei dem überblick über rei-
chenaus Stellung in der Malerei treten zwei
stark auf steigende Linien heraus: Die Blütezeit
des ottonischen Zeitalters und die neuere Zeit,
die beide durch die jahrhundertelange Spanne
einer kunstunfruchtbaren Zeit getrennt sind. Man
könnte diese Hauptmaie der Reichenauer Kunst
auch nach den Hauptinhalten der jeweiligen
Kunstübung kurz bezeichnen als die Epoche der
natur fernen frommen weltabgewandten, aber in
die Welt predigenden Stilkunst der Miniatoren
und der Wandmaler aus der Klosterzelle und
die Zeit der erwachten naturfreudigen Land-
schaftskunst ohne übersinnliche Unterströmung.
Die dazwischenliegende lange Zeit, in der das
Kloster, wie in allem, so auch in seinen kunst-
schöpferischen Leistungen, zurückging, die schließ-
lich zum Stillstand kamen und mit Aufhebung
des Klosters seit Mitte des 18. Jahrhunderts
gänzlich vernichtet wurden, hat immer noch ge-
legentlich künstlerische Leistungen in der Aus-
zierung der Kirchen, in der Paramentenausstat-
tung, in den Glockengüssen, den künstlerischen
Fassungen der Heiligtümer aufzuweisen. Sie ge-
hören aber nicht in den Bereich der vorliegenden
Darstellung, sondern reihen sich den älteren
Kunstdenkmälern des Klosters an. Von diesen
ist andernorts die Rede, und andernorts können
die Zeugnisse dieses Kunstschaffens noch ge-
sehen werden.
Man darf indes die lange, künstlerisch fast un-
fruchtbare Zeitspanne nicht einmal als einen Un-
stern über den lachenden Gefilden der Reichenau
bezeichnen. Jenen vergangenen Zeiten gebrach es ;
an starkem Natursinn überhaupt, und die Klo-
sterinsassen, die den geistig führenden Teil der
DIE REICHENAU IN DER NEUEREN BILDENDEN KUNST
DR. JOSEF AUGUST BERINGER/ MANNHEIM
Bei dem überblick über rei-
chenaus Stellung in der Malerei treten zwei
stark auf steigende Linien heraus: Die Blütezeit
des ottonischen Zeitalters und die neuere Zeit,
die beide durch die jahrhundertelange Spanne
einer kunstunfruchtbaren Zeit getrennt sind. Man
könnte diese Hauptmaie der Reichenauer Kunst
auch nach den Hauptinhalten der jeweiligen
Kunstübung kurz bezeichnen als die Epoche der
natur fernen frommen weltabgewandten, aber in
die Welt predigenden Stilkunst der Miniatoren
und der Wandmaler aus der Klosterzelle und
die Zeit der erwachten naturfreudigen Land-
schaftskunst ohne übersinnliche Unterströmung.
Die dazwischenliegende lange Zeit, in der das
Kloster, wie in allem, so auch in seinen kunst-
schöpferischen Leistungen, zurückging, die schließ-
lich zum Stillstand kamen und mit Aufhebung
des Klosters seit Mitte des 18. Jahrhunderts
gänzlich vernichtet wurden, hat immer noch ge-
legentlich künstlerische Leistungen in der Aus-
zierung der Kirchen, in der Paramentenausstat-
tung, in den Glockengüssen, den künstlerischen
Fassungen der Heiligtümer aufzuweisen. Sie ge-
hören aber nicht in den Bereich der vorliegenden
Darstellung, sondern reihen sich den älteren
Kunstdenkmälern des Klosters an. Von diesen
ist andernorts die Rede, und andernorts können
die Zeugnisse dieses Kunstschaffens noch ge-
sehen werden.
Man darf indes die lange, künstlerisch fast un-
fruchtbare Zeitspanne nicht einmal als einen Un-
stern über den lachenden Gefilden der Reichenau
bezeichnen. Jenen vergangenen Zeiten gebrach es ;
an starkem Natursinn überhaupt, und die Klo-
sterinsassen, die den geistig führenden Teil der