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Albert, Peter P.; Beyerle, Konrad [Hrsg.]
Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924 (2. Halbband) — München: Verlag der Muenchner Drucke, 1925

DOI Kapitel:
Wissenschaft und Kunst des Klosters
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Dieterich, Julius Reinhard: Die Geschichtsschreibung der Reichenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.61011#0174

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J. R. Dieterich

tums, die beiläufig historisch Wertvolles bringen,
gehören die Gesichte Wettis, jenes 824
verstorbenen Mönchs, die Abt H e i t o nieder-
schrieb und Abt Walahfrid in Verse brachte. Die
Geschichte der Reichenauer Dichtung berichtet
darüber an anderer Stelle. Heito verfaßte auch
eine Beschreibung seiner 811 im Auftrag Karls
d. Gr. unternommenen Gesandtschaftsreise
nac h Konstant inopel. Leider ging sie uns
verloren.
Wichtige Beiträge zur Hausgeschichte des Klo-
sters, für seine Baugeschichte unschätzbar, bietet
das Gedicht von den Taten des Abts
Wi t e g o w o aus dem Jahr 994. Sein Verfasser
Purkard könnte mit Fug der erste uns dem
Namen nach bekannte Geschichtschreiber der Rei-
chenau genannt werden. Verloren gegangen ist
wieder die Schilderung, die etwa ein Jahrzehnt
später der mütterliche Oheim Hermanns des Lah-
men, R u t p e r t, von der kurzen, aber nach seiner
Ansicht unheilvollen Wirksamkeit des Reform-
abts Immo in Prosa und Versen entworfen hat.
Wichtige Quellen zur Kloster- und Kirchen-
geschichte stellen die T otenbücher der Rei-
chenau dar. Sie führen uns, wie das Ver-
brüderungsbuch, m die ältesten Zeiten des
Klosters zurück. Die Reichenauer Brief-
sammlung aus dem 9. Jahrhundert enthält nur
wenige historisch bedeutsame Stücke. Wichtiger
sind die Briefe des Abts Berno, des Zeit-
genossen Hermanns des Lahmen. Sie bieten Bei-
träge zur Geschichte Heinrichs II., Konrads II.
und Heinrichs III. Die Constitutio de ex-
peditione Romana, die m der Reichenau ent-
stand, verfassungsgeschichtlich eine Quelle ersten
Ranges, zeichnet als rechtsgeschichtliche Fäl-
schung das Verhältnis des Klosters zu seiner be-
gehrlichen Dienstmannschaft. Sie ist bereits in
ihrem Zusammenhang mit dem Ständeproblem ge-
würdigt,
So wichtig einzelne der aufgeführten Werke als

Geschichtsquellen sind, Geschichtschreiber, d. h.
Männer, die in der bewußten Absicht, geschicht-
liche Tatsachen der Nachwelt zu überliefern,
schrieben, sind ihre Verfasser nicht gewesen. Die
ersten in Reichenau entstandenen Werke, die dies
ohne jede Nebenabsicht bezwecken, sind die
Jahrbücher des Klosters gewesen. Sie
führen vom Anfang ces achten bis ins zehnte Jahr-
hundert, vielleicht noch darüber hinaus bis nahe
an die Zeit Hermanns des Lahmen heran. Mit
ihnen beginnt die Geschichtschreibung Schwabens
überhaupt. Haben sie doch in ihren verschiedenen
Fassungen den Grundstock für die Jahrbücher der
übrigen schwäbischen Klöster gebildet.
Wenn im frühesten Mittelalter der römische
Staatskalender mit seinen Jahr um Jahr verzeich-
neten Konsulreihen Gelegenheit und Raum zur
Aufzeichnung geschichtlicher Nachrichten bot, so
hat man später auch die Ostertafeln, d. h.
die ebenfalls Jahr um Jahr auf gezeichneten Daten
des beweglichen Osterfestes, dazu benutzt. Solche
Ostertafeln fanden sich überall in Kirchen und
Klöstern. Sie bildeten die Grundlage des christ-
lichen Festkalenders und wurden immer wieder
abgeschrieben. Mit ihnen wanderten die einge-
tragenen historischen Nachrichten von Kirche zu
Kirche, von Kloster zu Kloster. Jede neue kirch-
liche oder klösterliche Stiftung bedurfte ihrer.
Man verschrieb sie sich oft von weit her. Zu den
ersten, vielleicht in einem entlegenen Stifte auf-
gezeichneten Einträgen kamen in der neuen Hei-
mat neue hinzu. Schließlich fand sich einer, der
die Ereignisse seiner Zeit regelmäßig eintrug und
wohl auch ähnliche Notizen aus anderen Hand-
schriften einfügte. So entstanden zuletzt Jahr
um Jahr geführte Geschichtskalender, die wieder
gelegentlich die Grundlage zu ähnlichen Zusam-
menstellungen in benachbarten Klöstern und Kk'
eben wurden oder schon vorhandene Jahrbücher
bereicherten.
Damit begann eine weitschichtige, untereinander

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