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Repertorium für Kunstwissenschaft — 8.1885

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v. Seidlitz, W.: Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66022#0096

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84 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
formten Gesichte, den auf das Kind gesenkten Augen, spricht die stille, innige
Freude der Mutter (citirt, Schnaase, Geschichte der bildenden Künste VIII,
S. 447, entdeckt von 0. Eisenmann). — R. v. d. Weyden d. J. (früher Sammlung
Weyer, Köln), Anbetung, mit bemerkenswerthen Abweichungen von dem doppelt
so grossen Gemälde der Berliner Museumsgalerie, die Madonna ist mädchen-
haft, ihr Gesichtsausdruck lieblich und sinnig, die Gewandbehandlung erweist
sich streng, doch anmuthend. — A. Altdorfer, Verkündigung, datirt 1521.
Die Madonna in blaugrauem Unterkleide und grünlichblauem, faltenreichem
Mantel kniet vor einem Betpulte und hört, halb zurückgewandt, die Kunde des
herbeieilenden Engels. Das eifrige Anhören und die milde Wonne in dem
Madonnengesichte sind trefflich gelungen, ebenso ist das weisse Kleid des
Engels zu beachten (citirt Woltmann und Wörmann, Malerei II, S. 416). —
Hans Suess von Kulmbach; männliches und weibliches Porträt, datirt
1513, offenbar Patrizier und Patrizierin, der Mann in Pelzmantel und rothem
Untergewande, die Frau mit reichem Schmucke und weisser Kopfhaube. Vor-
züglich gezeichnet und colorirt, kunstgeschichtlich wichtig (Woltmann und
Wörmann II, S. 406). — Ludger tom Ring, das etwa einen Fuss hohe Por-
trät einer Frau, stehend, als ganze Figur. Das breite, unfeine, niederdeutsche
Gesicht zeigt deutlich die Spuren von Bleichsucht, doch wird es sowohl, wie
die peinlich gefaltete Kleidung, geadelt durch die Meisterschaft des künstleri-
schen Vortrags. Das Porträt hat Aehnlichkeit mit einem andern der Ausstel-
lung von Münster 1879 und trägt äusser dem Monogramme des Künstlers
ein MR, vermuthlich als Bezeichnung einer dargestellten Gräfin von Rheden
(citirt Woltmann und Wörmann II, S. 505). — F. Porbus, Flügelbild, ein
Vater mit zwei Söhnen als Donatoren. — F. Porbus Sohn, weibliches Por-
trät mit Halskrause. — Augsburger Schule, Mädchen mit Gebetbuch, citirt
und abgebildet Hefner-Alteneck, Trachten d. M. III. 2 S. 95.
Von Holländern3) sind hervorzuheben Wybrand de Geest, weibliches
Porträt, datirt 1645. Knabenporträt undatirt. Beides sehr tüchtige Bilder. —
J. G. Cuyp, datirt 1648, Brustbild einer jungen Frau in Lebensgrösse. Aus
grosser weisser Krause und weisser Haube blickt ein gutgenährtes doch nicht
feistes Gesicht, auf dem Gesundheit und Lebensfreude thront. — B. van der
Heist, Versammlung holländischer Notablen vor dem Rathhause zu Amster-
dam, die Constituirung der Niederländischen Provinzen um 1651 oder »die
grosse Versammlung« selber darstellend. Ganz signirt. Ein durch Umfang,
Gegenstand und Malerei bedeutendes Bild. Neunzehn Männer, etwa 4/4 Lebens-
grösse, im Vordergründe sind theils sitzend, theils stehend porträtirt, dazu
noch Porträtfiguren im Hintergründe. Die Gruppirung ist etwas steif, Technik
und Farbengebung dagegen vortrefflich. Das Bild gehört nach Gegenstand und
Malweise von 1651 bis etwa in die Mitte der 50er Jahre. — Abr. van der Heek,
deutlich signirt4), ein bisher wie es scheint fast unbekannter Maler. Vauban

3) Vergl. auch oben R. v. d. Weyden.
4) A. B. v. d. Heek ist als Monogramm sicher, vermuthlich ist Heck und
Heckius bei Kramm, Lebens en Werke I, S. 650, 651, dieselbe Person.
 
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