Die Mailänder Nigroli und der Augsburger Desiderius
Colman, die Waffenkünstler Karl’s V.
Von Wendelin Boeheim.
Die Verhältnisse, unter welchen ein Künstler lebte, seine Bildungsanfänge,
die Beziehungen zu den Zeitgenossen sind zur Beurtheilung seiner Werke so
wichtig, dass der Ausspruch nicht zu gewagt ist, es sei überhaupt nur die
Bedeutung eines Meisters richtig zu würdigen, wenn man die Fäden zu
erblicken vermag, die ihn und seine Werke mit der übrigen Welt verbinden.
So glücklich sind wir nun freilich nicht, die Lebensschicksale der Meister,
welche den Gegenstand unserer Abhandlung bilden, vollständig aufzuhellen.
Es klaffen in der Kunstgeschichte noch auf dem Gebiete der grossen Kunst
so bedeutende Lücken, dass es nicht Wunder nehmen kann, wenn Lebens-
schilderungen jener Meister, die zwischen Kunst und Handwerk stehen, noch
Vieles, ja das Meiste zu wünschen übrig lassen. So ist es auch mit den
Waffenschmieden der Fall, die einst des höchsten Ansehens, der vollsten
Gunst der Mächtigsten sich erfreuten und deren Arbeiten die Bewunderung
der Zeitgenossen in so hohem Grade erregten. Viele, ja die meisten derselben
sind uns nur durch einzelne hervorragende Werke und durch kurze Erwäh-
nungen von Zeitgenossen bekannt geworden, eine erkleckliche Anzahl figurirt
in der Kunstgeschichte lediglich durch ihre Namen. Von den Meistern, welche
auf dem Gebiete der Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhunderte bedeutender
hervorragten, ist die Mailänder Familie Nigroli und der Augsburger Desi-
derius Colman zu nennen. Von der einen wie von dem andern sind
die Nachrichten so dürftig, dass wir über beide auf wenige Andeutungen an-
gewiesen sind, die in den späteren Fachwerken immer und immer wiederholt
werden. Es dürfte sich daher als gerechtfertigt erweisen, wenn wir es ver-
suchen, die bisher aufgefundenen archivalischen Belege über deren Wirksamkeit
zu sammeln und im Gegenhalte zu den noch vorhandenen Werken ein wenn
auch noch lückenhaftes Bild ihres Lebens und ihrer Thätigkeit darzustellen.
Dieser Versuch kann heute noch verfrüht erscheinen, wenn es sich darum
handelt, der Welt ein vollendetes Ganzes zu bieten, er ist aber gewiss nicht
verfrüht, wenn die Absicht dahin gerichtet ist, der Kunstgeschichte jene Ma-
terialien in guter Ordnung darzulegen, welche wenigstens bis zur Stunde über
so hervorragende Bepräsentanten eines Kunstfaches an’s Licht getreten sind.
Colman, die Waffenkünstler Karl’s V.
Von Wendelin Boeheim.
Die Verhältnisse, unter welchen ein Künstler lebte, seine Bildungsanfänge,
die Beziehungen zu den Zeitgenossen sind zur Beurtheilung seiner Werke so
wichtig, dass der Ausspruch nicht zu gewagt ist, es sei überhaupt nur die
Bedeutung eines Meisters richtig zu würdigen, wenn man die Fäden zu
erblicken vermag, die ihn und seine Werke mit der übrigen Welt verbinden.
So glücklich sind wir nun freilich nicht, die Lebensschicksale der Meister,
welche den Gegenstand unserer Abhandlung bilden, vollständig aufzuhellen.
Es klaffen in der Kunstgeschichte noch auf dem Gebiete der grossen Kunst
so bedeutende Lücken, dass es nicht Wunder nehmen kann, wenn Lebens-
schilderungen jener Meister, die zwischen Kunst und Handwerk stehen, noch
Vieles, ja das Meiste zu wünschen übrig lassen. So ist es auch mit den
Waffenschmieden der Fall, die einst des höchsten Ansehens, der vollsten
Gunst der Mächtigsten sich erfreuten und deren Arbeiten die Bewunderung
der Zeitgenossen in so hohem Grade erregten. Viele, ja die meisten derselben
sind uns nur durch einzelne hervorragende Werke und durch kurze Erwäh-
nungen von Zeitgenossen bekannt geworden, eine erkleckliche Anzahl figurirt
in der Kunstgeschichte lediglich durch ihre Namen. Von den Meistern, welche
auf dem Gebiete der Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhunderte bedeutender
hervorragten, ist die Mailänder Familie Nigroli und der Augsburger Desi-
derius Colman zu nennen. Von der einen wie von dem andern sind
die Nachrichten so dürftig, dass wir über beide auf wenige Andeutungen an-
gewiesen sind, die in den späteren Fachwerken immer und immer wiederholt
werden. Es dürfte sich daher als gerechtfertigt erweisen, wenn wir es ver-
suchen, die bisher aufgefundenen archivalischen Belege über deren Wirksamkeit
zu sammeln und im Gegenhalte zu den noch vorhandenen Werken ein wenn
auch noch lückenhaftes Bild ihres Lebens und ihrer Thätigkeit darzustellen.
Dieser Versuch kann heute noch verfrüht erscheinen, wenn es sich darum
handelt, der Welt ein vollendetes Ganzes zu bieten, er ist aber gewiss nicht
verfrüht, wenn die Absicht dahin gerichtet ist, der Kunstgeschichte jene Ma-
terialien in guter Ordnung darzulegen, welche wenigstens bis zur Stunde über
so hervorragende Bepräsentanten eines Kunstfaches an’s Licht getreten sind.