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Repertorium für Kunstwissenschaft — 8.1885

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Riehl, Berthold: Die hl. Margaretha von Antiochien. Ikonographische Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.66022#0161

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Die hl. Margaretha von Antiochien.
Ikonographische Studie.
Von Dr. Berthold Riehl.
Unter den von der bildenden Kunst viel behandelten vierzehn Noth-
helfern treten uns zwei künstlerisch besonders anziehend entgegen:
Georg und Margaretha. Beides die Bekämpfer von Ungethümen, beides
jugendliche Gestalten, königlichen Geschlechtes und noch enger durch
die spätere Legende verbunden, welche Margaretha als die durch Georg
von dem Drachen befreite Jungfrau bezeichnet.
Aber trotz dieser Aehnlichkeit, wie gross ist der Unterschied
zwischen ihnen und wie fein empfunden! Georg ist der ritterliche
Held, der im kühnen, offenen Kampfe den Drachen erlegt und mit
männlichem Trotze den Ungläubigen entgegen tritt; Margaretha da-
gegen das zarte, zur Jungfrau heranreifende Mädchen, das durch die
Innigkeit des Gebetes Herr des Bösen wird und in frommer Ergebung
die Qualen des Martyriums erträgt, ja bis zum letzten Augenblick für
das Seelenheil ihrer Peiniger besorgt ist.
Margaretha ist durch Reinheit und Seelenadel eine der anziehend-
sten Gestalten der christlichen Legende. Mit Recht haben daher bil-
dende Kunst und Poesie gewetteifert, sie zu verherrlichen, und ihr sogar
einen Ehrenplatz zur Seite des Thrones der Himmelskönigin eingeräumt;
neben dieser gehört auch sie zu den Gestalten der christlichen Legende,
die durch die edle künstlerische und poetische Empfindung, aus der sie
hervorgegangen, uns mit so vielem Unästhetischen der christlichen
Kunst aussöhnen und dieser ihr eigenstes Gepräge geben; in keiner
anderen religiösen Kunst konnten sich Figuren von gleicher Tiefe und
Reinheit bilden.
Die Legende Q berichtet uns, dass Margaretha zur Zeit der wei-
Litteratur: Jacobus a Voragine, Legenda aurea. — Petrus de Natalibus,
Catalogus sanctorum. — Acta sanctorum Julii, t. V, foL 24—45. — K. L. Holland,
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