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Repertorium für Kunstwissenschaft — 8.1885

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Diekamp, Wilhelm: Ein Evangeliar des Klosters Freckenhorst aus dem XII. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.66022#0375

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Ein Evangeliar des Klosters Freckenhorst aus dem
XII. Jahrhundert.

Von Wilhelm Diekamp.

Die Pfarr- und Dechanei-Bibliothek zu Freckenhorst hat aus dem reichen
Handschriftenschatze des vormaligen Stiftes nur zwei Codices sich zu erhalten,
bezüglich wieder zu erlangen vermocht: die Legendenhandschriftx) und ein
Evangeliar. Letzteres ist bis auf drei nicht sofort beschriebene Seiten von
einer Hand aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschrieben. Es lag
eben dem Kloster ob, den durch den Brand vom Jahre 1116 verursachten
Schaden baldmöglichst wieder auszugleichen, und ein Evangeliar gehörte mit
zu den nothwendigsten Utensilien. Das vorliegende besteht aus 15 Quaternionen,
einem Quinquio (an achter) und zwei Ternio (an 10. und 13. Stelle) * 2), denen
noch ein Ternio vorgeheftet ist. Letzterem fehlt schon seit langem das erste
Blatt. Auf der ersten Seite ist von gleichzeitiger Hand eingetragen: Anno
domini .m cc. XXX. consecrate sunt due campane maiores in Vrekenhorst a
domino Hermanno episcopo Lealensi de provincia Estensi, que in partibus
Lyuonie ad fidem nuper accessit. Hec autem consecratio facta est sub domina
Ida abbatissa3). Auf der zweiten Seite beginnt dann der gewöhnliche Pro-
logus in quatuor evangelia: Plures fuisse u. s. w. mit dem Briefe des Eusebius
an Carpian und der sich gleich anschliessenden Vorrede zu Matthäus. Die
vorletzte Seite dieses Ternio aber bringt folgendes Gedicht, das seinen akrosti-
chischen Charakter dadurch anzeigt, dass es die Anfangsbuchstaben für sich
an den Band setzt und die durch sie gebildeten Worte abwechselnd schwarz
und roth wiedergibt:

Humani generis dominator Christe perennis,

Omnia quem metuunt, quem laudant omnia que sunt,

Cui fuerat thalamus generös virginis alvuse

*) Vgl. Diekamp: Die Gründungslegende und die angebliche Stiftungsurkunde
des Klosters Freckenhorst, in Forschungen zur deutschen Geschichte 24, 630 f.
2) Von zwei Blättern ist vor oder während des Schreibens die entsprechende
Hälfte abgeschnitten; ähnlich Quaternio XI, in dem aber eine neue Lage beigeheftet
ist; über Quaternio I und XV siehe unten.
3) S. a. 0. S. 633.
 
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