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Repertorium für Kunstwissenschaft — 8.1885

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Bibliographische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66022#0441

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Bibliographische Notizen.
Seit einer Reihe von Jahren beschäftigt sich E. Miintz damit, das die
Geschichte der Renaissance am Hofe der Päpste vorbereitende Capitel, welches
sich in der Exilperiode der Päpste, in Avignon, abspielte, aus gleichen Quellen
und mit gleicher Sorgfalt zu erläutern, wie jene selbst. Wir werden wohl
bald darüber eine zusammenfassende Publication erhalten; doch ist der Gegen-
stand zu wichtig, um nicht schon jetzt auf vorbereitende Studien hinzuweisen,
welche in Journalen zerstreut erschienen.
Im XLV. Band der »Memoires de la Societe nationale des Antiquaires de
France« behandelt Müntz die Malereien des Simone Martini zu Avignon.
Bis jetzt konnte der Verfasser den Namen dieses Künstlers in den Regesten
nicht entdecken, aber durch andere Zeugnisse urkundlicher Kraft ist ja dessen
Wirksamkeit in Avignon gesichert. Mit Palustre ist der Verfasser geneigt (im
Gegensatz zu Crowe und Gavalcaselle) die Reste der Decoration in der Sala di
consistorio (Darstellungen der Propheten und Sibyllen) dem Simone abzusprechen;
stilistische Gründe erhalten eine Bekräftigung durch die Thatsache, dass zur Zeit
des Todes des Simone (1346) die Decoration des Saales noch nicht vollendet war.
Als ein zweifelloses Werk dieses Künstlers erscheinen dagegen dem Verfasser
die Wandmalereien (Maria von Engeln umgeben und darüber Christus in Glorie)
in der Vorhalle des Doms zu Avignon. Den gleichen Eindruck hatte der
Schreiber dieser Zeilen, als er vor fünf Jahren die Kunstdenkmäler Avignons
studirte. Den Schluss der Schrift bildet ein reizender und culturgeschichtlich
sehr interessanter Brief des jüngeren Giovanni Rucellai aus Avignon. Eine
andere Studie — erschienen im Bulletin monumental von 1884 — behandelt
die Maler, welche zu Avignon während des Pontificats Clemens VI.
arbeiteten. Das italienische Element ist weit stärker als unter dessem Vor-
gänger vertreten; neben und nach Simone Martini tritt als Bedeutendster in
den Vordergrund Matteo di Giovanetto da Viterbo, ein »Geisteserbe Simone’s«,
wie ihn der Verfasser bezeichnet. An der Ausstattung des neuen Palastes zu
Villeneuve-les-Avignon hatten nur zwei florentinische Künstler, ein Francesco
und Niccolo hervorragenden Antheil. Von einheimischen, d. h. französischen
Künstlern tritt in den Vordergrund Simonet von Lyon (Simonettus Lugdunensis),
aber wir zweifeln mit dem Verfasser,. dass im 14. Jahrhundert ein Künstler
sein Werk mit seinem Monogramm bezeichnete; die Heliogravüre eines Frag-
ments der betreffenden Malereien weist überdies stark auf einen mit der
 
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