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Repertorium für Kunstwissenschaft — 8.1885

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Sokolowski, Marian: Die italienischen Künstler der Renaissance in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.66022#0462

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Dr. Marian Sokolowski:

Gelehrten, durch Filippo Buonacorsi, genannt Callimachus. Dieser war
im Jahre 1470 nach Polen gekommen und wirkte dort als Erzieher
der Söhne König Kasimir’s IV. Er wurde in dieser Stellung von mass-
gebendem Einfluss auf die geistige Richtung, welche der spätere König
Sigismund einschlug und während seiner ganzen Regierungszeit (1507 bis
1548) festhielt. Die Neigung des Hofes zur italienischen Renaissance-
cultur trat noch entscheidender hervor, nachdem Sigismund sich mit
Barbara Zapolia, der Schwester des Königs Johann Zapolia(1512 f 1515)
von Ungarn vermählt hatte und hierdurch mit dem Lande in Verbin-
dung getreten war, welches unter allen cisalpinen Ländern am frühesten
von der italienischen Renaissance beeinflusst wurde.
Sigismund I. beschloss nach seinem Regierungsantritt, den aus
dem 15. und theilweise aus dem 14. Jahrhundert stammenden Schloss-
bau im italienischen Palaststil weiter auszuführen. Auch in Bezug auf
die kirchliche Architektur brach er mit den vorhandenen Traditionen;
die Grabcapelle, die er für sich und seine Familie in der Kathedral-
kirche errichten liess, ist in Bezug auf Form und Geist im reinsten
Renaissancestil gehalten; Essenwein hat sie mit Recht die Perle der
Renaissance diesseits der Alpen genannt2).
Der Baumeister des Schlosses war ein Florentiner, nämlich Fran-
cesco Lori, Sohn des Filippo Lori, oder della Lora und dessen Gemahlin
Angela, Tochter des Baltimelli von Settignano3). Franciscus Lori
stammte aus einer Künstlerfamilie. Unter der Regierung des Papstes
Paulus II. Barbo und Sixtus IV. della Rovere in den Jahren 1472 bis
1474 waren zwei Künstler dieses Namens, Francesco und Antonio,
beide Söhne Bartolomeo Lori’s oder della Lora aus Florenz, in Rom
bei dem Bau der Marcuskirche, der Vaticanischen Basilika und der
Fontanna Trevi, unter der Leitung Leo’s Baptista Alberti’s. und Ber-
nardo Rosellino’s thätig4). Unser Franciscus hat Florenz im Jahre 1509
verlassen und vor der Abreise seiner Frau ein Haus vermacht5). Er
ist gestorben in Krakau im Jahre 1516 6); in seinem Testament vom
15. April 1515 hat er seine Frau als Erbin eingesetzt7). Er hinterliess
2) Essenwein, Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau.
Leipzig 1869, S. 91.
3) Briefliche Mittheilung Gaetano Milanesi’s, aus d. R. Archivio di stato
di Firenze.
4) Müntz, Les Arts ä la cour des papes pendant les XV et le XVI s. T. II.
Paris 1879, p. 21, 22 u. T. III; 1882 p. 77 u. 78.
5) Mittheilung Milanesi’s.
6) Als Opfer der Seuche. Vgl. Jodoci Ludovici Decii, De Sigismundi
regis temporibus, p. 118.
7) Fä di 25 di Aprile 1515 una donazione ad Angelica sua moglie e figlia
 
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