Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]: Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern (Berlin, 1966)

I. ANFÄNGE DER THEORETIS CHEN STUDIEN

3 d. h. in der Zeichnung.

4 Systylos, der nahesäulige Tempel.

5 Diastylos, der weitsäulige Tempel.

6 Eustylos, das wohl-, schönsäulige Tempelschema.

7 Felder.

8 Säulenwerk.

9 Säulen.

10 „sewlberg“ ist Ubersetzung von intercolumnium.

11 Weite.

12 10V2 ist die Oberlieferung der Vitruv-Handsdäriften
und Frühdrucke. Erst Joh. Jocundus (Venedig 15x1) ver-
besserte es in „XIs“.

13 Aräostylos, der dünnsäulige, fernsäulige Tempel.

Nr. 2

UBER DIE FÜNF TEMPELARTEN NACH VITRUV III 3, 1 1 f. MIT FÜNF

SÄULENSKIZZEN.

Von Dürers Hand. London 5229, fol. 156* (III 23 oder 25). Ein Blatt 29.8 X 21.9 cm; rechte Ecke unten aus-
gebessert. Wz: Dreizinkige Gabel mit Kreis. Fol. 1 j6b ist leer.

Datierung: Vor 1505.

Bisher nicht veröffentlicht.

[Fol. 156*]

Also mus[en] noch ordnung geteilt werden awch dy
anderen ding.

Vnd zw gleicher weis, als do waxsen dy felder zwi-
schen den sewllen, also sollen awch danach aws
5 gteilt werdden dy füs der sewlen. Dan jn einem
paw, do dy füs oder sewll weit von ein ander sten,
müsen1 grosser sein, vnd jn einem engen paw klei-
ner, wan dy weitn des gesichst verrjrrt dy gros als2.
Jn dem werck Areostilo mus der fus grosser sein
10 weder jn dem werck Pignostilo. Eygentlich jst es
war, wy Fitrufius [sjpricht3, wo solcher mos nit
acht genomen würt, so werden dy werck vnge-
stalt awch jn new erdochten wercken.

Dorisch, jonisch vnd korintisch.

15 Es sind treyerley gestalt der sewllen.

Awch soltw dy sewllen, dy jn winkelen sten, sollen
dycker sein einß 50 teill des diameters, wan sy schei-
nen sunst düner weder dy anderen.

Aber dy mos der sewll merck also: Ist dy sewl hoch
20 15 schuch, so teill sy vnden jn 6 teill. Der teill 5 ist
dy sewll oben dicker als vnden jn der sewll a.

Dy sewll, dy dick ist von 15 schuch hoch pis jn 20,
der grös soll vnden teilt werden jn 6 teill vnd ein
halben. Vnd der deill 5 vnd ein halbs soll dy sewll
25 oben dicker sein als dy sewll b.

1. mus Hs. 8-12. Durch Tintenfleck nahezu unleserlich.

xi. prischt Hs. 20. 5] über der Zeile; ist] eingefügt.

Aber dy sewll, dy hoch sind von 20 pis jn 30 schuch,
dy soll gteilt werden jn 7 teill.

Der teill 6 soll dy sewll oben didter sein als dy
sewll c.

Aber dy sewll, dy von 30 pis jn 40 schuch hoch sind, 30
soll man dy vnderst dicken jn 7 vnd 1 teill teilen.
Vnd der teill 6 vnd 1 ist dy sewll oben dicker als
dy sewll d.

Aber dy sewlen von 40 pis jn 50 schuch hoch sind,
soll man vnden teilen jn 8 teyll. Vnd der sewll [!] 35
7 ist dy sewll oben dicker als dy sewll e.

Also es sey dy sewll hodh oder nider, so soll sy noch
rechter awssmessung gemyndert werden.

Awch sind dy abnemwng der sewll dorum erfunden
von tzirlikeit wegen der anschawvng, daz man dy 40
awgen do nyt betrig vnd daz werck dester pas ge-
stalt erscheint.

Vnd so dy sewll vür vnd für eine dick weren, so
scheinen sy pewrisch vngestalt, als dw noch folgett
jn ettlichen sewlen sehen würst4. 45

[Links von Z. 26-45 die Skizzen von fünf Säulen,
welche der Reihe nach von links nach rechts unter
den Kapitellen mit a b c d e bezeichnet sind und
folgende Maßangaben tragen:
a: oben] 5, [unten] 6. Dy sewll ist hoch 15 schuch.

[b: oben] 5 1/1, [unten] 6 1/1. Dy sewll ist 20
schuch hoch.

[c: oben] 6, [unten] 7. Dy sewll ist hoch 30 schuch.
[d:] Dy sewll ist 40 schuch hoch. 5°

Nochfolgett dy doriscen sewle.

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