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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0099

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A. INHALT UND VORREDE NR. i, 2

ANMERKUNGEN

1 Vgl. Vorbemerkung zu Kapitel II.

2 Bäu(e), pl. zu Bau; Gebäude.

Dürer brauchte dieses Kapitel hauptsächlich im Hinblick
auf die Architekturdarstellungen auf den Bildwerken,
wie er sie selber im Marienleben und in den Passionen
etc. verwendet hat.

3 Gemeint ist sowohl die theoretische Perspektiva natu-
ralis wie die bildnerische Perspektive, Perspektiva artifi-
cialis.

4 Alberti, De pictura, 2. Buch, hält jeden Maler für mit-
telmäßig, „der nicht genau weiß, welche Bedeutung Licht
und Schatten für jede Fläche gewinnt“ und empfiehlt,
sich mit Ernst auf das Studium der Lehre von Licht und
Schatten zu verlegen (Ed. Janitschek, S. 132 f.).

In Leonardos Buch von der Malerei trägt der V. Teil den
Titel „De ombra e lume“. Sein Inhalt umfaßt: 1. Defini-
tion und Einteilung. 2. Quantität und Ausdehnung.
Achsenrichtung und Figur der Schatten. Bewegung der
Schattenfigur und Aussehen je nach dem Standort des

[5230, fol. 3a]

Daz püchle1 begreift jnn jm tzeherley2 ding:

Daz erst dy mos eins jungen kindes.

Daz ander ein mos eins gewaxsen3 mans.

Daz trit ein mos eins weibs.

5 Daz firt ein mos eins pferdz.

Daz fiinft ein wenig vom gepew.

2—13. Durch Schlingenlinien anscheinend wieder verworfen; in
die Quere Unterschenkel und Fuß hingezeichnet. Vgl. Tafel.

Auges. 3. Qualität der Lichter und Schatten. 4. Perspek-
tive. 5. Malerregeln zum Malen von Schatten und Lich-
tern. Vgl. Ed. Ludwig II, S. 2 ff. (Tr. 545-821), und III,
S. 289 ff.

5 D. h. die Farbenlehre, insofern sie die wirklichen Far-
ben der Gegenstände, Menschen, Landschaften usw. wie-
derzugeben unterrichtet. Gemeint sind die Grundsätze
und Regeln für die der Skala zwischen Schwarz und
Weiß analogen Tonarten der bunten Farben, wie sie
Dürer in den im Kap. II G abgedruckten Vornotizen
niederzuschreiben begonnen und als Kolorist damals be-
sonders in der Farbkomposition des Allerheiligenbildes
(1511) praktisch verwirklicht hat.

Zu Dürers Naturbegriff und Naturauffassung vgl. auch
Kauffmann, AaO, S. 99 ff.

Alberti spricht in seinen „Drei Büchern über die Male-
rei“ von Licht und Farbe im 1. und 2. Buch (Ed. Janit-
schek, S. 62 ff. u. 130 ff.); Leonardo Tr. 190 ff. (Ed. Lud-
wig I, S. 225 ff.); Filarete im Traktat über die baukunst,
24. Buch (Ed. v. Oettingen, S. 634 ff.).

Daz sext von abstelung4 des man sicht. Daz all ding
kan man durch tzeichen5.

Daz sibent vom licht vnd schaten.

Daz acht van farb zw molen der natur gleich.

Daz newnt fan ordnung6 der gemell7.

Daz tzehent van freyen gemell, daz alein an alle
hillff aws der fernunft8 gemacht würt.

7 f. Daz all bis tzeichen unter der Zeile eingefügt; Daz] danach
Dz gestrichen. 13. der] korrigiert aus den?

ANMERKUNGEN

1 Bezieht sidi wohl auf Teil 2 des Malerbuches.

2 Für die hier vorhandene Zehnzahl der Abschnitte ist
es vielleicht nicht belanglos, auf Vitruv III 1, 5 zu ver-
weisen, wo es heißt: „Als die vollkommene Zahl haben
aber die Vorfahren die Zahl ,zehnc angenommen. Denn
von den Händen stammt die Zehnzahl als Zahl der Fin-
ger, auf Grundlage des Einheitsmaßes des Zolles; Fin-
gerdicke, ist aber die Palme, Handfläche, und nach der
Palme der Fuß abgeleitet worden. Da sonach an den
Gliedmaßen der beiden Hände die Zahl 10 naturgemäß
als die vollkommene erscheint, so hielt schon Plato diese
Zahl aus dem Grunde für vollkommen, da aus den be-
sondern Grundzahlen, welche die Griechen Monades
heißen, die Zehnheit, decussis, entsteht . . .“ Übersetzung
von J. Prestel, S. 107 f.

0 ausgewachsenen, erwachsenen.

4 Da Dürer im Abschnitt „Von Licht und Schatten“

(Kap. II F 3 a, Nr. 1, 3) von einem „ab gschtoln gmell“
spricht, als „Abstehlung“ zu fassen. Gemeint ist die
zeichnerische Darstellung von Körpern auf einer Fläche,
die Projektion; wie man das Gesichtsbild mit allen seinen
Eigentümlichkeiten auf eine ebene Fläche bannt.

Das Wort „abstehlen“ gehört offenbar wie „abmachen“
= abbilden, zur Fachsprache der Maler. Dürer verwen-
det es mehrfach im Abschnitt über die Perspektive in der
Unterweisung der Messung, Fol. O 4 ff. Camerarius
übersetzt Fol. Qa: „So nun der würffel abgestolen auf
sein gefierten abgestolnen feld stet vnd gemacht ist“ mit
„Qum iam cubus sit designatus in superficie sua“ und
faßte das Wort in der Bedeutung „zeichnend im Umriß
darstellen, nachbilden“. Den Fol. P 3b stehenden Satz
mit der Substantivform „diß ist der recht grund des ab-
stelens was zu der malerey gehört“ hat Camerarius nicht
übersetzt.

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