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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Editor]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0165

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C. VON DER MASS DES MENSCHEN

der 8-Kopf-Frau, eine Anleitung zur Erhöhung und Erweiterung des männlichen und weiblichen Kopfes, und
ein Beispiel für die Proportion eines Kinderkörpers.

C. In der London 5228, fol. 46 ff., überlieferten, aller Wahrscheinlichkeit bereits 1520 fertig-
gestellten Reinschrift einer Sammlung „aus dem Maßstab“ gemessener Proportionen23:

1. Der Mann von ungefähr 7 Kopflängen a b.

2. Die Frau von ungefähr 7 Kopflängen a b.

3. Der Mann von ungefähr 8 Kopflängen t v.

4. Die Frau kiirzer als 8 Kopflängen tv24.

5. Die Frau ein wenig länger als 8 Kopflängen n o (gemäß dem Manne bb cc).

6. Der Mann länger als 8 Kopflängen tt vv.

7. Die Frau mehr als 8 Kopflängen xp/q.

8. Der Mann von ungefähr 9 Kopflängen B X.

9. Die Frau von ungefähr 9 Kopflängen p q.

10. Der Mann von 10 Kopflängen ef.

11. Die Frau von 10 Kopflängen g h.

12. Die Frau von 8 Kopflängen r s (starck, dick).

Dazu kommen an weiteren Zeichnungen und Texten:

13. Der starke Mann von 8 Kopflängen.

14. Der Mann von ca. 8 Kopflängen gghh.

15. Der Mann jj kk um 4/6 schmäler als gg hh.

16. Der Mann von 8 Kopflängen j k.

17. Der Mann mehr als 8 Kopflängen ©.

18. Die Beschreibung einer gewöhnlichen Art von Frauen.

*

In der zweiten Periode wurden Dürers Proportionsstudien immer mehr eine selbständige Wissenschaft. Es
wäre aber ein Irrtum zu glauben, daß solche theoretischen Arbeiten, die Dürer so lange geistig und gefühls-
mäßig beschäftigten, nicht auch weiterhin Einwirkungen auf das Bildwerk gehabt hätten. Freilich sind diese
mehr indirekter Art und nur in seltenen Fällen so deutlich sichtbar wie an der Zeichnung „Maria mit dem
Kind und einem musizierenden Engel“ aus dem Jahre 1511 (T 470, W 509), wo so ziemlich alle Disziplinen,
die Dürer im Lehrbuch der Malerei behandeln wollte, angewandt erscheinen: Architektur, Proportionslehre,
Perspektive und Komposition. Hier sind die Raumbühne und der Fußboden konstruiert, die Figuren sind nach
der „Maß“ aufgebaut; die in die Tiefe gerückte Hauptfigur ist der geometrischen Perspektive gemäß ver-
kleinert; der Gestalt der Hl. Katharina liegt eine Proportionsfigur zugrunde, dem Hl. Johannes d. T. ein Akt.

*

23 Die nähere Begründung für diese Datierung wird in Bd. III gegeben.

24 Die Kopie einer sonst nicht bekannten Proportionszeichnung „Ein weib nicht gar 8 haübt lang“, signiert xy, ist
in der Hs. der österr. Nationalbibliothek 12 643, fol. 26 a, erhalten.
 
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